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TW: Misshandlung von Kinder
Pater Smathern stand neben seiner Frau, die bereits seit mehreren Stunden in den Wehen lag und in einem kleinen aufgestellten Plastikpool gerade dabei war, ihr Kind zur Welt zu bringen. Die Atemübungen schienen zwar nur bedingt zu helfen, doch sie versuchte alles, nur nicht zu Fluchen, auch wenn die Schmerzen unerträglich waren und sie es als Prüfung des Barmherzigen ansah, der die Stärke der Frauen prüfen wollte, indem er sie solchen Schmerzen bei der Geburt aussetzte. Für Louise Smathern kam es nicht in Frage, einen Kreuzstich oder ähnliches zu verlangen. Die Geburt ihres Sohnes sollte auf natürlichstem Wege erfolgen, so saß sie im Wasser, bereit für die Wassergeburt, während ihr Mann ein Gebet sprach und ihr damit die nötige Kraft schenkte, die weiteren Wehen durchzustehen, bis es endlich soweit war und ihr erster Sohn das Licht der Welt erblickte. In Paters Smatherns Augen, ein würdiger Nachfolger, welcher das Wort Gottes an die Menschen überbringen würde. Es würde den Jungen für das restliche Leben viel Belustigung aussetzen und dennoch entschied man sich dazu, diesen Jungen den Namen Charles Hosea Timotheus Smathern zu geben. Seine Schwester Lucia Jovana Maria, war nur ein knappes Jahr älter und schien das Ehepaar Smathern bereits auf Trab zu halten. Das Mädchen windete sich ständig in den Armen ihrer Mutter, während dafür Charles bei seinem Vater auf dem Arm jedes Mal aufs Neue zu schreien begann. Es schien als würden diese zwei Kinder ihre Eltern vor eine regelrechte Prüfung stellen und es war fraglich, ob diese dieser gewachsen waren. Denn Pater Smathern wirkte alles, jedoch nicht geduldig. Er hatte eine kurze Zündschnur und seine Stimme ließ sogar die Wände im Hause Smathern erzittern, wenn er sich nicht mehr anders zu helfen wusste, als seine Sprösslinge anzuschreien, weil sie nicht aufhörten zu weinen. Louise hingegen hatte deutlich mehr Geduld, jedoch wurde ihr direkt untersagt ihre Kinder zu verwöhnen und zu bemuttern. Disziplin wurde im Hause Smathern groß geschrieben, denn die kleine Gemeinde in der sie lebten, hielt viel von der Familie Smathern und den wöchentlichen Gottesdienste, die von Pater Smathern abgehalten wurden.
Man steckte Charles bereits noch im Alter eines Säuglings in einen Anzug, nahm ihn und seine Schwester jeden Sonntag mit in die Kirche, wo sie mit Louise auf der vordersten Holzbank Platz nahmen und Pater Smathern dabei zusahen, wie er den Gottesdienst abhielt. Mit einem Baby und einem Kleinkind jedoch nicht sonderlich leicht. Charles war gerade erst ein halbes Jahr alt, begann während des Gottesdienstes an zu weinen, weshalb Pater Smathern seine Frau mit einem Blick bedachte und diese sich mit den Kindern davonstahl. Doch es blieb nicht nur bei dieser kleinen Flucht aus der Kirche, Pater Smathern suchte seine Familie nach dem Gottesdienst in dem kleinen Büro auf, welches man ihm zur Verfügung gestellt hatte und nahm seinen Sohn auf den Arm, bevor er ihn einfach nur zu schütteln begann. Kontrolliert - jedoch auf eine Art die dennoch sehr bedenklich war. Schließlich gab es gar nicht so selten in den Nachrichten zu hören, dass erneut ein Elternteil das eigene Kind zu Tode geschüttelt hatte. Doch das passierte nicht, denn Pater Smathern setzte diese ‚Strafe‘ kontrolliert ein, jedoch konnte man bis zu dem heutigen Tag nicht mit Sicherheit sagen, ob diese Art von Erziehung möglicherweise zu gewissen Schäden geführt haben könnte und dies womöglich zum Teil daran Schuld sein könnte, dass sich Charles zu einem sehr jähzornigen negativ auffallenden jungen Mann entwickelte, der das Gefühl hatte, dass Gewalt durchaus eine Lösung darstellte.
Über die Jahre hinweg wurde sein Vater ihm gegenüber nur noch gewalttätiger, weil er in seinem Sohn die Ausgeburt der Hölle sah, nachdem er nicht so funktionierte, wie Pater Smathern es gerne gehabt hätte. Als Charles die ersten Schritte tätigte, wurde er oft über das Knie des Vaters gelegt und bekam Hiebe auf den Hintern, mit dem Gürtel seines Vaters, weshalb das Sitzen jedes Mal schmerzhaft war, da er die roten Striemen die der Gürtel hinterließ noch tagelang bei jeder Bewegung spürte. Louise sah lediglich dabei zu, wie ihren Kindern und insbesondere Charles mit Hieben die Disziplin beigebracht wurde. Sie schien selbst eingeschüchtert zu sein oder glaubte tatsächlich daran, dass Gott es auch so gewollt hätte. So genau hatte wohl niemand über die Jahre hinter die Fassade von der Frau des Paters blicken können. Sie wirkte unscheinbar und war meistens dafür zuständig neben dem Pater zu stehen und freundlich zu lächeln, während sie ein paar Hände schüttelte und ihnen alles Gute auf ihrem Weg wünschte, möge der Herrgott sie schützen. Hätte Louise mehr Selbstbewusstsein besessen, wäre Charles Kindheit mit Sicherheit anders verlaufen. Denn dann hätte seine Mutter erkannt, dass sie mit ihren Kindern das Weite suchen sollte, um sie vor dem Pater zu schützen. Doch dem war nicht so und so wuchs Charles zu einem auffälligen Jungen heran, der nur schwer zu bändigen war. Er war vorlaut, stand mitten im Unterricht auf und auf dem Pausenhof wurde sich geprügelt, weil man ihn nur schief anschaute. Es brauchte oftmals nicht einmal einen ausschlaggebenden Grund, denn am Ende schienen die Fäuste die einzige Sprache zu sein, die Charles fließend sprechen konnte. Er fand nie diesen Bezug zu dem Glauben, wie seine Eltern und daher entschied er sich bereits in jungen Jahren dazu, während des Gebets weder die Augen zu schließen, noch mit zu brummen. Er sang keines dieser Lieder mit, redete sich dabei immer wieder auf seine schreckliche Singstimme heraus, was sogar der Wahrheit entsprach, als er langsam aber sicher in den Stimmbruch kam. Zu dieser Zeit hätte er wohl sämtliche Hühner von dem Hof nebenan aufgeschreckt.
Seine Schwester Lucia war von Kindesbeinen an, sein Fels in der Brandung. Denn auch sie schien sich nicht unbedingt viel aus dem Glauben ihrer Eltern zu machen, sondern versuchte über Jahre hinweg, einen Platz auf dieser Welt zu finden, der sich für sie richtig anfühlte. Schon als Kind hatte sie ihm von aufregenden Abenteuern erzählt, die sie irgendwann bestreiten wollte, sobald sie alt genug war und nicht mehr unter den Fittichen des Paters stand. Sie bekam zwar deutlich weniger den Zorn des Paters zu spüren, da Lucia gut darin war, ihr Wesen vor ihm zu verbergen. Mit schicker Kleidung verließ sie morgens das Haus, während sie sich kurz nach dem Betreten des Schulgebäudes zu den Toiletten stahl, um sich dort umzuziehen und zu schminken. Charles hatte ihr versprochen, niemandem etwas davon zu erzählen. Jedoch war er jedes Mal von Neuem beeindruckt, wie Lucia im Hause Smathern die perfekte Tochter mimte und während der Gottesdiensten sogar im Kirchenchor mitwirkte. Sie schien alles dafür zu tun, dass sie die Zuneigung ihrer Eltern gewann und keine Hiebe ertragen musste, die noch tagelang brannten. Ganz anders als Charles, der bewusst Streitigkeiten provozierte, weil er das Gefühl hatte, dass es wohl die Art des Paters war, Zuneigung zu zeigen. In Form von Schlägen und Hieben, die auch im zunehmenden Alter nicht abnahmen.
Stattdessen schien es immer öfter vorzukommen, denn es geschah nicht selten, dass man das Ehepaar Smathern in die Schule zitierte, weil sich Charles erneut im Unterricht daneben benommen hatte oder sich prügelte. Dieser kalte Ausdruck im Gesicht seines Vaters würde er wohl bis zu seinem Tode nicht vergessen, den dieser aufsetzte, sobald er an seinem Sohn mit lädiertem Gesicht vorbeiging, um im Büro des Direktors Platz zu nehmen und sich erneut für das Verhalten seines Sohnes entschuldigen zu müssen. Die Quittung für diese Aktionen erhielt Charles jedes Mal, sobald sie Zuhause angekommen waren. Jedes Mal bekam er die Wut seines Vaters zu spüren, auch wenn auf eine Art, die für andere nicht direkt sichtbar war. Die Striemen an seinem Hintern und seinem Rücken bekam so gut wie nie jemand zu Gesicht. Niemand wusste, dass Pater Smathern seine Kinder schlug. Selbst wenn Charles sich jemanden anvertraut hätte, man hätte ihm ohnehin nicht geglaubt. Immerhin war Pater Smathern in der Gemeinde bekannt und wurde von allen sehr geschätzt. Jeder wusste auch um die negativ auffallende Charakterzüge dessen Sohnes, weshalb man ihm schon deswegen niemals Glauben schenken würde.
Lucia war mittlerweile 15 Jahre alt und schwärmte immer mehr von dem Jungen von nebenan. Charly kannte ihn bisher lediglich vom sehen, denn wirklich viele Worte hatten sie bis dato noch nicht gewechselt. Lucia schien sich in den Kopf gesetzt zu haben, diesen Jungen, namens Rikard für sich zu gewinnen. Wie so oft, denn Lucia ließ seit mehreren Monaten auch hierbei nichts anbrennen und würden ihre Eltern auch nur ansatzweise darüber Bescheid wissen, dass Lucia bereits mir mehreren Jungs geschlafen hatte und dabei auch ungeschützt, hätten sie sie wohl direkt in ein Kloster verfrachtet. Lucia war so offen, lebte ihre zwei Leben zur selben Zeit und das wiederum beeindruckte Charles. Er würde es ihr gerne gleichtun, doch er war anders und das machte sich auch immer wieder aufs Neue bemerkbar, indem er erneut die Hände hob, diese zu Fäusten ballte und damit die Gesichter seiner Mitschüler malträtierte. Doch seine Schwester schien vergessen zu haben, was sie tun würde, sollten ihre Taten dazu führen, dass sie schwanger wurde. Denn als die über Übelkeit klagte und Louise mit mir zum Arzt fuhr, wurde bei der Blutabnahme die Schwangerschaft festgestellt. Louise Smathern fiel aus allen Wolken, denn bisher war sie immer davon ausgegangen, dass ihre Tochter ganz nach ihr kommen würde. Zu sehen, dass diese ein Leben fernab des Glaubens geführt hatte, schien ihre heile Welt zu zerstören. Es war ein Abend, der wohl allen in Erinnerungen blieb. Denn an diesem Abend schrie Pater Smathern ohne gefühlt einmal Luft zu holen, durch das gesamte Haus und ließ die Fäuste immer wieder auf die Tür schmettern, die zu Lucias und Charles Zimmer führte. Die beiden teilten sich seit sie denken konnten ein Zimmer im Hause Smathern und hatten sich daran nie wirklich gestört. Denn sie hätten so oder so wohl nie jemanden mit nach Hause genommen, da wohl beide nicht in Erklärungsnot kommen wollten, sollte ihr Vater wieder ausrasten oder sie dazu zwingen, sich in eine Ecke zu knien und um vergeben zu bitten, indem man fünfmal das Gebet wiederholte. Der Schein der perfekten Pfarrersfamilie durfte nicht zerstört werden und weder Lucia noch Charly wollten, dass die Taten ihres Vaters jemals ans Licht kommen würden.
Charly wurde nach diesem langen und lauten Abend sehr früh wach. Sein Vater stand in ihrem Zimmer, forderte Lucia dazu auf, ihre sieben Sachen zu packen. Sie würde noch heute abreisen und zu ihrer Tante nach San José ziehen. Niemand durfte von dieser Schwangerschaft erfahren, denn das würde den Ruf dieser Familie möglicherweise in den Dreck ziehen. Charles konnte so schnell gar nicht reagieren, denn er war noch im Halbschlaf, als Lucia grob am Ellenbogen gepackt wurde, um sie aus dem Zimmer zu befördern. Es sollte einer der schlimmsten Tage in Charles Leben werden, denn für ihn war Lucia immer der Fels in der Brandung gewesen und die beiden hatten stets aufeinander aufgepasst und sich gedeckt, wenn einer von ihnen gerade Hilfe brauchte oder unauffällig von Zuhause verschwinden wollte. Charles wusste zudem, dass er seine Schwester nun eine lange Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen wird und dem Zorn ihres Vaters alleine ausgesetzt war. Er würde weiter abstumpfen und er würde es weiterhin als normal betrachten, am Abend eine Tracht Prügel zu kassieren, weil er erneut etwas angestellt hatte. Denn Pater Smathern würde seine Erziehungsmassnahmen mit Sicherheit nicht in Frage stellen, jetzt erst recht nicht. Wahrscheinlich war diese Schwangerschaft Schuld daran, dass sich Charles’ Vater im Recht sah, noch mehr darauf zu achten, das aus dem Jungen ein würdiger Nachfolger werden würde. Dabei war wohl allen bewusst, dass Charles niemals in die Fußstapfen seines Vaters treten würde. Dafür hatte er eine regelrechte Abneigung gegen den Glauben entwickelt und da änderten auch die zornigen Minuten seines Vaters nichts daran.
So konnte er nur noch dabei zusehen, versuchte sich seinem Vater noch in den Weg zu stellen, auch wenn dieser Versuch eher kläglich wirken mochte. Denn Charles wusste insgeheim, dass er nichts an den Plänen seines Vaters ändern konnte und zog Lucia noch ein letztes Mal in seine Arme, bevor ihr Vater sie nach unten brachte, um sie wenig später ins Auto zu setzen. Charles ging mit nach unten und sah, wie Louise mit den Tränen kämpfte, sich jedoch in die Küche zurückzog, während Charles das Haus hinter Lucia und dem gemeinsamen Vater verließ, um auf der Straße zu stehen und die Hand zu heben, während Lucia sich auf dem Rücksitz zu ihm umgedreht hatte. Das würde für lange Zeit das letzte Mal sein, dass sie sich sehen würden.
Charles ging vorerst nicht zurück ins Haus, sondern entschied sich einen Abstecher zum See zu machen, um nicht in eine Situation zu kommen, die möglicherweise fatal enden könnte. Denn er gab seiner Mutter die Schuld daran, nachdem diese den Pater eingeweiht hatte. Sie würde ihm nur wieder erklären, dass das Gottes Wille sei, dass sie dieses Kind woanders austrug. Das alles war doch lächerlich und an Absurdität nicht mehr zu übertreffen. Daher hielt er sich derzeit noch von dem Haus fern und wollte sich an das Ufer des Sees setzen, bei dem er letztendlich den dunkelhaarigen Jungen von Nebenan sitzen sah. Das war der Zeitpunkt, an dem eine neue Freundschaft entstand, aus einem schrecklichen Tag, schien doch am Ende noch etwas gutes geworden zu sein. Die ersten Worte die sie am Ende tatsächlich miteinander wechselten? Charly konnte es nicht lassen und forderte die Situation heraus, indem er von Lucias Schwangerschaft erzählte und das Rikard besser mal die Funktion eines Verhütungsmittels studiert hätte. Am Ende war jedoch nicht Rik der Vater dieses ungeborenen Babys, sondern ein anderer Nachbarsjunge, welcher ebenfalls im Kirchenchor mitsang.
Charles hatte vor Rik nie sonderlich viele Freunde besessen, denn die meiste Zeit hetzte er die Gleichaltrigen gegen sich auf und versuchte sich mit seinen Fäusten zu verständigen. Rik schien sich jedoch nicht davon beirren zu lassen, schien ihn auch nicht zu verurteilen, dass er nun einmal so war, wie er war. Stattdessen verbrachten die beiden Jungs ab diesem Zeitpunkt täglich Kontakt. Charles versuchte es zu vermeiden, all zu viel Zeit im Elternhaus verbringen zu müssen und wenn, zogen sie sich in den Keller zurück und spielten dort Billard oder hingen einfach nur so rum. Sie zogen sich gegenseitig auf, nahmen kein Blatt vor dem Mund und lästerten gemeinsam über die Lehrer, an ihrer Schule. Jedoch war da etwas, was Charles seinem besten Freund nicht anvertraute. Denn die Pubertät machte auch vor Charles keinen Halt und plötzlich war da ein Junge in seiner Klasse, der anderweitig interessant wirkte. Charles wollte es anfangs nicht wahrhaben, doch die Träume, die ihn Nachts verfolgten, in denen er auf Morty zuging, um ihn zu küssen, schienen sich zu häufen. Es war seltsam und er wusste insgeheim auch, dass es falsch war. Das man solche Gefühle nicht für das gleiche Geschlecht hegen sollte und sein Vater ihn wahrscheinlich einsperren ließ, sollte das jemals herauskommen. Doch Charles schien dieser Sünde nicht aus dem Weg gehen zu können und noch dazu ging Morty so offen mit seiner Sexualität um, was es Charles schwer machte, es weiterhin zu ignorieren. Ihr erster Kuss ereignete sich während einem Footballspiels der Schulmannschaft. Charles war angetrunken, nachdem er durch Kontakte an etwas Alkohol gekommen war, den er in eine Wasserflasche gefüllt hatte. Als Softdrink getarnt, nippte er den gesamten Abend daran, bis sich alles langsam aber sicher zu drehen begann und er die Spieler auf dem Feld nur noch verschwommen wahrgenommen hatte. Da hatte er genug Mut, Morty ein Zeichen zu geben, mitzukommen und sich mit ihm in das verlassene Schulgebäude zu verziehen. Die Umkleide der Spieler musste herhalten, denn die Schulräume waren abgeschlossen und da die Umkleide nach dem Spiel noch genutzt werden würde, war diese offen zugänglich. Er küsste Morty zum ersten Mal und danach folgten weitere Male, in denen sie sich gemeinsam einen ungestörten Platz suchten. Sie nutzten jedes kleine Versteck und ihr liebster Ort war unter den Tribünen. Beiden war bewusst, dass Morty weder zu Charles nach Hause mit durfte, noch andersrum. Die Sorge war zu groß, dass ein Gerücht die Runde machen würde und so mussten sie sich mit den öffentlichen Orten zufriedengeben, was jedoch auch völlig ausreichte. Denn Charles wusste schließlich, dass er diese Seite niemals offen ausleben darf. Ansonsten würde es ihm ähnlich wie Lucia ergehen und er würde sich im nächsten Flieger wiederfinden. Dazu war er nicht bereit, denn auch wenn er diesen Vorort immer verflucht hatte, waren da nun doch Rikard und Morty, die er nicht missen wollen würde.
Charles hatte letztendlich den Abschluss in der Tasche und musste sich überlegen, wo die Reise nun für ihn hingehen würde. Man erwartete von ihm nach wie vor, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, was für ihn keine Option darstellte. Er hatte nicht vor, in der Kirche Dinge zu verbreiten, die er selbst nicht glaubte. Noch dazu war er froh, dass er womöglich nun eine Möglichkeit haben würde, um das Elternhaus für die kommende Zeit verlassen zu können. Ein Studium in New York war der Plan und er wollte in die Stadt ziehen auf den Campus und dennoch wäre er nicht weit von seinem Heimatort entfernt. Doch er schmiedete bereits Pläne, welche Partys er mit Rikard unsicher machen wollte und wie das Großstadtleben wohl sein würde. Doch all die Pläne würde er wenig später über den Haufen werfen müssen. Draußen wurde es gerade dunkel, die Abschlussfeier lag zwei Tage zurück, als er sich mir Rikard im Keller wiederfand und sie gemeinsam Billard spielten. Es war ein Abend wie jeder andere auch, der plötzlich eine Wendung nahm, womit wohl niemand gerechnet hatte. Charles hatte seine Heftchen, immer gut zu verstecken gewusst. Er hatte dafür gesorgt, dass nie ein Elternteil darüber stolpern würde, jedoch hatte er die Rechnung ohne seinen Vater gemacht. Dieser wurde von Mortys Mutter angerufen, die ihm mitteilte, wie schön sie es fand, dass der Pater so offen war und dem Glück seines Sohnes nicht im Weg stand. Während die zwei Jungs also unten im Keller Billard spielten, schien Pater Smathern es sich zu seiner Aufgabe gemacht zu haben, das Zimmer seines Sohnes auf den Kopf zu stellen, um Beweise zu finden. Beweise, die er letztendlich auch fand, als er die Schublade des Nachttisches rauszog und diese auf den Boden fallen ließ. Der zweite Boden sprang raus und da waren Bilder und Hefte, die am Ende Beweis genug waren, dass sein Sohn sündigte.
Das Poltern nahm Charles nicht wahr, erst als die Tür zum Billardzimmer aufgerissen wurde und sein Vater wutentbrannt auf ihn zukam, ihn anschrie und ihm die Bilder und Magazine vor die Füße knallte, wurde Charles bewusst, dass das nun sein Ende sein könnte. Jahrelang hatte er verschwiegen, dass sein Vater ihn mit Hieben zu erziehen versuchte. An diesem Abend konnte er es nicht weiter vor Rikard geheimhalten, denn während der Pater noch immer schrie und tobte, spürte er immer wieder die geballten Fäuste seines Vaters, die ihn überall zu treffen schienen. Charly wehrte sich nicht, er stand unter Schock, wusste zudem, dass es schneller vorbei sein würde, würde er sich nicht wehren. Doch dieses eine Mal war es so schlimm, dass sein Vater nicht mehr aufhören wollte. Charles gab ein wimmerndes Geräusch von sich, was man so noch nie von ihm gehört hatte, als er am Boden lag, die Beine an seinen Körper zog und sich einfach nur versuchte vor den nächsten Schlägen zu schützen. Bis heute kann er nicht mit Sicherheit sagen, wie lange das alles gedauert hatte. Er ließ sich irgendwann mithilfe von Rik nach draußen schleppen, fiel wie ein nasser Sack in das Gras und versuchte zu begreifen, was soeben geschehen war. Auch ohne das sie sich nun großartig darüber unterhalten mussten, wussten beide, dass Charles hier weg musste.
Er wartete bis seine Eltern im Bett waren, bevor er zurück ins Haus lief, seine Sachen packte und die Kreditkarte seines Vaters aus dessen Geldbörse schnappte. Denn Charles hatte nicht unbedingt viel Geld auf der Seite und war noch angewiesen auf das Geld seiner Eltern. In dieser Nacht stahl er sich davon und verließ die kleine Gemeinde, um in New York Fuß zu fassen. Anders als geplant, denn ein Studium kam derzeit nicht in Frage und noch dazu hatte dieser eine Abend an dem sein Vater die Magazine und Bilder entdeckt hatte, Narben hinterlassen. Charles wünschte sich regelrecht, er würde auf das weibliche Geschlecht stehen und fragte sich gar, ob er das womöglich einfach erzwingen konnte. Denn er setzte sich in den Kopf, irgendwann vor seinem Vater zu stehen, um ihm mitteilen zu können, dass aus ihm ein Mann geworden war. Das er das Zeug dazu hatte und möglicherweise könnte er ihm sogar eine Frau an seiner Seite präsentieren, um das alles nochmal zu untermalen. Charles fasste den Entschluss, alles dafür zu tun, dass er am Ende doch noch Anerkennung und Akzeptanz erfahren würde. Er wollte nur einmal in seinem Leben hören, dass sein Vater stolz auf ihn war und ihm nicht den Teufel austreiben wollte. So kam es, dass sich Charles in einer WG einmietete, nachdem er die ersten zwei Nächte in einem Motel genächtigt hatte. Er hatte viel Geld abgehoben, wusste, dass er dadurch erneut den Zorn seines Vaters auf sich ziehen würde. Doch er sah es im Grunde als Schmerzensgeld an. Denn Charles brauchte das Geld, um seinen Plan zu verfolgen und ihm eines Tages wieder unter die Augen treten zu können.
Sein Mitbewohner war in Ordnung und eigentlich auch ganz nett, auch wenn die beiden nie wirklich warm miteinander wurden. Jedoch zeigte sein Mitbewohner ihm ein Studio, welches sich auf Kampfsport spezialisierte und da er mit lädiertem Gesicht in der WG aufgetaucht war, um sein Zimmer zu beziehen, schien sein Mitbewohner wohl anzunehmen, dass Charles ein wenig Know-how in Sachen Kampfsport nicht schaden würde. Charles verlor kein Wort darüber, dass er durchaus fähig war, richtig zuzuschlagen, doch er sah in dem Studio eine Chance, seine Wut und seinen Frust loszuwerden und unter Kontrolle zu bekommen. Das er hierbei ausgerechnet auf einen Mann traf, der deutlich älter war und ihm jedoch das Gefühl von Sicherheit vermittelte, hatte er nicht erwartet. Eigentlich hatte er sich geschworen, sich nie wieder auf einen Mann einzulassen und dennoch schien es, als würde er nochmal schwach werden. Das Gute war jedoch, dass sie wohl beide ein Problem damit hatten sich gänzlich aufeinander einzulassen und dadurch doch eher eine gesunde Distanz wahrten, auch wenn eines zum anderen kam. Doch genau diese kleine kurze Affäre mit einem deutlich älteren Mann, bewies Charles lediglich, dass er so nicht weitermachen konnte. Er konnte sich nicht der Sünde hingeben und war schier davon besessen, allen und insbesondere sich selbst zu beweisen, dass er durchaus der Norm entsprechen kann, wenn er denn so will. Sein Plan war es, sich kurz nach seinem 20. Geburtstag der Army zu verpflichten. Als würde es am Ende etwas an seiner Sexualität ändern, was schier unmöglich war. Doch Charles hatte es sich in den Kopf gesetzt und dachte wohl, ein Umgang mit Waffen, würde ihn männlicher erscheinen lassen und nicht zu diesem Weichei und Ausgeburt der Hölle werden ließ, welches sein Vater in ihm sah. Eigentlich ein wirklich dummer Schachzug und eigentlich sollte es Charles besser wissen, der nie eine Affinität zu Waffen besaß und dieses System der Armee eigentlich ablehnte. Aber all das rückte in den Hintergrund und so kam es schließlich dazu, dass er sich wenig später in der Ausbildung befand und wirklichen Ehrgeiz an den Tag legte, um für gut befunden zu werden. Er spornte sich selbst an, indem er sich immer wieder diesen einen Tag vor Augen führte, der sein Leben verändert hatte. Der Tag, an dem er sein Elternhaus verlassen hatte, mit einem malträtierten Gesicht und blauen Flecken, die seinen gesamten Körper zierten.
Die Army schien ihm genau diese Disziplin beizubringen, von der sein Vater immer gesprochen hatte und verlangt hatte, dass Charles endlich ein Mann wurde. Das Basic Combat Training in Fort Jackson dauerte knapp neun Wochen und war eine sehr intensive Zeit, in der Charles oftmals an seine Grenzen kam. Doch das hielt ihn nicht davon weiterzumachen und das Training mit Bravour zu absolvieren. Er weiß noch heute, wie stolz er damals nach dem Abschluss der Grundausbildung gewesen war, als er die erste militärische Auszeichnung erhielt und damit offiziell einer von ihnen wurde. Der erste Schritt war getan und es folgten weitere, indem er seinen Dienst antrat und bereits nach wenigen Monaten seinen ersten Einsatz absolvierte. Die Bedenken, die er zuerst noch gehabt hatte, schienen sich langsam aber sicher in Luft aufzulösen. Er fand langsam in diese neue Rolle, fühlte sich damit auch wohl. Noch dazu lenkte es ihn davon ab, sich den Kopf zu zerbrechen. Er hatte schon gar keine Chance mehr, sich nun weiterhin mit seiner Sexualität auseinanderzusetzen, auch wenn er sich teilweise dabei erwischte, dass er einem seiner Kameraden hinterher sah. Doch er wusste sich zu kontrollieren und sich auf seine Arbeit zu fokussieren, die seine gesamte Konzentration beanspruchte. Vier Jahre lang ging alles gut, vier Jahre vergingen noch dazu wie im Flug und es waren zudem vier Jahre, in denen er keinerlei Kontakt zu seiner Familie, noch zu seinen ehemaligen Freunden hatte. Er wirkte mittlerweile wieder wie zu Beginn seiner Jugend, er war ein Einzelkämpfer und zog sich hinter seiner erbauten Mauer zurück, die ihm als Schutzwall diente. Das lief auch einigermaßen gut, bis zu seinem letzten Einsatz, der mächtig schiefging. Die Informationen die sie erhielten, stimmten nur bedingt mit dem überrein, was sie vor Ort am Ende erwartete. Es war ein riesiges Chaos, der Kugelhagel machte nicht vor Charles halt, denn er wurde von drei Kugeln getroffen. Zwei glatte Durchschüsse, während eine Kugel sich in seine Schulter gefressen hatte. Er erinnerte sich noch, wie ihm plötzlich so unfassbar kalt wurde und er zu zittern begann, während man ihn aus dem Gefecht zog und der Sanitäter alles dafür tat, um das Schlimmste zu verhindern. Charles hatte sich noch dazu durchgerungen, diesen Sanitäter am Hemd zu packen, zu sich runter zu ziehen, um ihn darum zu bitten, seiner Familie eine Nachricht zu überbringen, sollte er es nicht schaffen. Denn zu diesem Zeitpunkt war er sich sicher, dass er diesen Tag nicht überstehen würde. Was ihn jedoch viel mehr schockierte? Die Tatsache, dass er damit im Reinen war. Das er das Gefühl hatte, er hätte den Tod mehr oder weniger ohnehin verdient. Doch so sollte es nicht kommen, denn man versuchte ihn soweit zu stabilisieren, damit er den Flug zurück in die Staaten ohne Probleme überstehen würde. Man hatte ihn jedoch sediert, damit er nicht allzu viel davon mitbekam und erst Stunden später, erwachte er schließlich in einem Krankenhaus. Zu Beginn hatte er keine Ahnung, wo er sich gerade befand und wie es um ihn stand. Kurzzeitig fragte er sich sogar, ob er nun an den Himmelstoren geklopft hatte und dieses weiße Zimmer ein Wartezimmer darstellen sollte, bevor man ihn geradewegs in die Hölle schicken würde. Seltsam, wie er plötzlich doch an Himmel und Hölle zu glauben schien, doch es war wohl menschlich, dass er kurzzeitig nach dem Aufwachen noch etwas neben sich stand. Kurz schien er zu halluzinieren, als er plötzlich das Gesicht seiner Mutter und das seiner Schwester vor sich sah, die neben ihm am Bett standen. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass er sich das nicht einbildete und Louise tatsächlich mit ihrer Tochter, an seinem Krankenbett stand.
Sie waren dabei, als man ihm erklärte, dass seine Schulter niemals mehr so benutzen kann, wie zuvor. Man könnte mithilfe von Reha-Maßnahmen versuchen die Motorik zu retten, doch die Kugel, die ihn getroffen hatte, hatte einiges im Gelenk zerstört und dementsprechend war der Arm nur noch bedingt einsetzbar, weil ihm schlicht das Gefühl abhanden gekommen war. Das Halten eines Gewehrs oder generell schwerer Ausrüstung würde nicht mehr funktionieren und so musste er mit ansehen, wie seine Karriere beim Militär nach kürzester Zeit für beendet erklärt wurde. Dabei hatte er sich vorgenommen, dahingehend aufzusteigen. Doch das konnte er nun vergessen.
Seine Mutter weinte bitterlich, doch sie erklärte schnell, dass sie erleichtert wäre, dass ihr Sohn sich nicht erneut in Gefahr bringen musste und sie wollte ihn bei sich wissen. Für Charles kaum vorstellbar, denn seine Mutter schien wirklich das Bedürfnis zu haben, für ihren Sohn da zu sein. Sie versprach, dass Pater Smathern sich geändert hätte und Charles war in diesem Moment so blind gewesen, dass er zustimmte, für die kommenden Wochen, in denen er noch Verbandswechsel im Krankenhaus hatte, zurückzukehren, in jenen Vorort, den er vor knapp fünf Jahren verlassen hatte. Seinem Vater wieder gegenüberzutreten kostete ihn einiges an Mut, doch er tat es, weil er das Gefühl hatte, er könne ihn jetzt mit Stolz erfüllen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er am Ende vor einem gebrochenen Mann stand, dessen Körper gerade gegen eine tödliche Krankheit kämpfte. Der sonst so zornige Mann, der ihn ein leben lang angeschrien hatte, war kaum wiederzuerkennen, weil er so schwach war. Dennoch schlossen Vater und Sohn keinen Frieden mehr und es war nur eine Frage der Zeit, wie viel Zeit Pater Smathern noch blieb. Hierbei konnte man wohl von Karma sprechen, denn am Ende bekam Pater Smathern wohl das was er verdiente. Auch wenn Louise und Lucia noch immer versuchen Charles davon zu überzeugen, Frieden mit seinem Vater zu schließen und sich auszusprechen, schien Charles sich in einem Zwiespalt zu befinden. Denn einerseits wollte er, dass sein Vater wusste, dass aus ihm ein Mann geworden war und andererseits wusste er doch, dass er sich insgeheim selbst belog, indem er versuchte seine Neigung nicht mehr auszuleben.
Es kam ihm gelegen, dass ihm Lucia ein Zimmer bei sich anbot. Sie lebte mittlerweile am Stadtrand von San José mit ihrer zehnjährigen Tochter Penelope. Das erste Mal, dass er dieses Mädchen zu Gesicht bekam, nachdem man ihm jahrelang bis zu seinem Weggang den Kontakt zu seiner Schwester unterbunden hatte. Danach hatten sie sich bereits aus den Augen verloren, als Charles der Army beigetreten war. So willigte er ein, zog zu Lucia und Penelope, half seiner Schwester mit deren Tochter und versuchte es als Neuanfang zu sehen. Er ging weiterhin zur Physiotherapie, versuchte dadurch die Schmerzen ein wenig in den Griff zu bekommen und die Beweglichkeit zurückzuerlangen. Nun war er also in San José, eine Stadt die er nicht kannte und er selbst wusste nichts mit sich anzufangen. Das erste Mal, dass er eine Gemeinsamkeit zwischen seinem Vater und sich erkennen konnte. Sie waren wohl beide auf ihre Art und Weise gebrochen und nun war fraglich, was Charles aus seinem Leben machen würde. Das er ausgerechnet in San José auf seltsame Weise seinem besten Freund über den Weg laufen würde und diesen einen Mann wiedersah, der ihn damals in New York dazu veranlasst hatte sich der Army beizutreten, damit hatte er am wenigsten gerechnet.
Pater Smathern stand neben seiner Frau, die bereits seit mehreren Stunden in den Wehen lag und in einem kleinen aufgestellten Plastikpool gerade dabei war, ihr Kind zur Welt zu bringen. Die Atemübungen schienen zwar nur bedingt zu helfen, doch sie versuchte alles, nur nicht zu Fluchen, auch wenn die Schmerzen unerträglich waren und sie es als Prüfung des Barmherzigen ansah, der die Stärke der Frauen prüfen wollte, indem er sie solchen Schmerzen bei der Geburt aussetzte. Für Louise Smathern kam es nicht in Frage, einen Kreuzstich oder ähnliches zu verlangen. Die Geburt ihres Sohnes sollte auf natürlichstem Wege erfolgen, so saß sie im Wasser, bereit für die Wassergeburt, während ihr Mann ein Gebet sprach und ihr damit die nötige Kraft schenkte, die weiteren Wehen durchzustehen, bis es endlich soweit war und ihr erster Sohn das Licht der Welt erblickte. In Paters Smatherns Augen, ein würdiger Nachfolger, welcher das Wort Gottes an die Menschen überbringen würde. Es würde den Jungen für das restliche Leben viel Belustigung aussetzen und dennoch entschied man sich dazu, diesen Jungen den Namen Charles Hosea Timotheus Smathern zu geben. Seine Schwester Lucia Jovana Maria, war nur ein knappes Jahr älter und schien das Ehepaar Smathern bereits auf Trab zu halten. Das Mädchen windete sich ständig in den Armen ihrer Mutter, während dafür Charles bei seinem Vater auf dem Arm jedes Mal aufs Neue zu schreien begann. Es schien als würden diese zwei Kinder ihre Eltern vor eine regelrechte Prüfung stellen und es war fraglich, ob diese dieser gewachsen waren. Denn Pater Smathern wirkte alles, jedoch nicht geduldig. Er hatte eine kurze Zündschnur und seine Stimme ließ sogar die Wände im Hause Smathern erzittern, wenn er sich nicht mehr anders zu helfen wusste, als seine Sprösslinge anzuschreien, weil sie nicht aufhörten zu weinen. Louise hingegen hatte deutlich mehr Geduld, jedoch wurde ihr direkt untersagt ihre Kinder zu verwöhnen und zu bemuttern. Disziplin wurde im Hause Smathern groß geschrieben, denn die kleine Gemeinde in der sie lebten, hielt viel von der Familie Smathern und den wöchentlichen Gottesdienste, die von Pater Smathern abgehalten wurden.
Man steckte Charles bereits noch im Alter eines Säuglings in einen Anzug, nahm ihn und seine Schwester jeden Sonntag mit in die Kirche, wo sie mit Louise auf der vordersten Holzbank Platz nahmen und Pater Smathern dabei zusahen, wie er den Gottesdienst abhielt. Mit einem Baby und einem Kleinkind jedoch nicht sonderlich leicht. Charles war gerade erst ein halbes Jahr alt, begann während des Gottesdienstes an zu weinen, weshalb Pater Smathern seine Frau mit einem Blick bedachte und diese sich mit den Kindern davonstahl. Doch es blieb nicht nur bei dieser kleinen Flucht aus der Kirche, Pater Smathern suchte seine Familie nach dem Gottesdienst in dem kleinen Büro auf, welches man ihm zur Verfügung gestellt hatte und nahm seinen Sohn auf den Arm, bevor er ihn einfach nur zu schütteln begann. Kontrolliert - jedoch auf eine Art die dennoch sehr bedenklich war. Schließlich gab es gar nicht so selten in den Nachrichten zu hören, dass erneut ein Elternteil das eigene Kind zu Tode geschüttelt hatte. Doch das passierte nicht, denn Pater Smathern setzte diese ‚Strafe‘ kontrolliert ein, jedoch konnte man bis zu dem heutigen Tag nicht mit Sicherheit sagen, ob diese Art von Erziehung möglicherweise zu gewissen Schäden geführt haben könnte und dies womöglich zum Teil daran Schuld sein könnte, dass sich Charles zu einem sehr jähzornigen negativ auffallenden jungen Mann entwickelte, der das Gefühl hatte, dass Gewalt durchaus eine Lösung darstellte.
Über die Jahre hinweg wurde sein Vater ihm gegenüber nur noch gewalttätiger, weil er in seinem Sohn die Ausgeburt der Hölle sah, nachdem er nicht so funktionierte, wie Pater Smathern es gerne gehabt hätte. Als Charles die ersten Schritte tätigte, wurde er oft über das Knie des Vaters gelegt und bekam Hiebe auf den Hintern, mit dem Gürtel seines Vaters, weshalb das Sitzen jedes Mal schmerzhaft war, da er die roten Striemen die der Gürtel hinterließ noch tagelang bei jeder Bewegung spürte. Louise sah lediglich dabei zu, wie ihren Kindern und insbesondere Charles mit Hieben die Disziplin beigebracht wurde. Sie schien selbst eingeschüchtert zu sein oder glaubte tatsächlich daran, dass Gott es auch so gewollt hätte. So genau hatte wohl niemand über die Jahre hinter die Fassade von der Frau des Paters blicken können. Sie wirkte unscheinbar und war meistens dafür zuständig neben dem Pater zu stehen und freundlich zu lächeln, während sie ein paar Hände schüttelte und ihnen alles Gute auf ihrem Weg wünschte, möge der Herrgott sie schützen. Hätte Louise mehr Selbstbewusstsein besessen, wäre Charles Kindheit mit Sicherheit anders verlaufen. Denn dann hätte seine Mutter erkannt, dass sie mit ihren Kindern das Weite suchen sollte, um sie vor dem Pater zu schützen. Doch dem war nicht so und so wuchs Charles zu einem auffälligen Jungen heran, der nur schwer zu bändigen war. Er war vorlaut, stand mitten im Unterricht auf und auf dem Pausenhof wurde sich geprügelt, weil man ihn nur schief anschaute. Es brauchte oftmals nicht einmal einen ausschlaggebenden Grund, denn am Ende schienen die Fäuste die einzige Sprache zu sein, die Charles fließend sprechen konnte. Er fand nie diesen Bezug zu dem Glauben, wie seine Eltern und daher entschied er sich bereits in jungen Jahren dazu, während des Gebets weder die Augen zu schließen, noch mit zu brummen. Er sang keines dieser Lieder mit, redete sich dabei immer wieder auf seine schreckliche Singstimme heraus, was sogar der Wahrheit entsprach, als er langsam aber sicher in den Stimmbruch kam. Zu dieser Zeit hätte er wohl sämtliche Hühner von dem Hof nebenan aufgeschreckt.
Seine Schwester Lucia war von Kindesbeinen an, sein Fels in der Brandung. Denn auch sie schien sich nicht unbedingt viel aus dem Glauben ihrer Eltern zu machen, sondern versuchte über Jahre hinweg, einen Platz auf dieser Welt zu finden, der sich für sie richtig anfühlte. Schon als Kind hatte sie ihm von aufregenden Abenteuern erzählt, die sie irgendwann bestreiten wollte, sobald sie alt genug war und nicht mehr unter den Fittichen des Paters stand. Sie bekam zwar deutlich weniger den Zorn des Paters zu spüren, da Lucia gut darin war, ihr Wesen vor ihm zu verbergen. Mit schicker Kleidung verließ sie morgens das Haus, während sie sich kurz nach dem Betreten des Schulgebäudes zu den Toiletten stahl, um sich dort umzuziehen und zu schminken. Charles hatte ihr versprochen, niemandem etwas davon zu erzählen. Jedoch war er jedes Mal von Neuem beeindruckt, wie Lucia im Hause Smathern die perfekte Tochter mimte und während der Gottesdiensten sogar im Kirchenchor mitwirkte. Sie schien alles dafür zu tun, dass sie die Zuneigung ihrer Eltern gewann und keine Hiebe ertragen musste, die noch tagelang brannten. Ganz anders als Charles, der bewusst Streitigkeiten provozierte, weil er das Gefühl hatte, dass es wohl die Art des Paters war, Zuneigung zu zeigen. In Form von Schlägen und Hieben, die auch im zunehmenden Alter nicht abnahmen.
Stattdessen schien es immer öfter vorzukommen, denn es geschah nicht selten, dass man das Ehepaar Smathern in die Schule zitierte, weil sich Charles erneut im Unterricht daneben benommen hatte oder sich prügelte. Dieser kalte Ausdruck im Gesicht seines Vaters würde er wohl bis zu seinem Tode nicht vergessen, den dieser aufsetzte, sobald er an seinem Sohn mit lädiertem Gesicht vorbeiging, um im Büro des Direktors Platz zu nehmen und sich erneut für das Verhalten seines Sohnes entschuldigen zu müssen. Die Quittung für diese Aktionen erhielt Charles jedes Mal, sobald sie Zuhause angekommen waren. Jedes Mal bekam er die Wut seines Vaters zu spüren, auch wenn auf eine Art, die für andere nicht direkt sichtbar war. Die Striemen an seinem Hintern und seinem Rücken bekam so gut wie nie jemand zu Gesicht. Niemand wusste, dass Pater Smathern seine Kinder schlug. Selbst wenn Charles sich jemanden anvertraut hätte, man hätte ihm ohnehin nicht geglaubt. Immerhin war Pater Smathern in der Gemeinde bekannt und wurde von allen sehr geschätzt. Jeder wusste auch um die negativ auffallende Charakterzüge dessen Sohnes, weshalb man ihm schon deswegen niemals Glauben schenken würde.
Lucia war mittlerweile 15 Jahre alt und schwärmte immer mehr von dem Jungen von nebenan. Charly kannte ihn bisher lediglich vom sehen, denn wirklich viele Worte hatten sie bis dato noch nicht gewechselt. Lucia schien sich in den Kopf gesetzt zu haben, diesen Jungen, namens Rikard für sich zu gewinnen. Wie so oft, denn Lucia ließ seit mehreren Monaten auch hierbei nichts anbrennen und würden ihre Eltern auch nur ansatzweise darüber Bescheid wissen, dass Lucia bereits mir mehreren Jungs geschlafen hatte und dabei auch ungeschützt, hätten sie sie wohl direkt in ein Kloster verfrachtet. Lucia war so offen, lebte ihre zwei Leben zur selben Zeit und das wiederum beeindruckte Charles. Er würde es ihr gerne gleichtun, doch er war anders und das machte sich auch immer wieder aufs Neue bemerkbar, indem er erneut die Hände hob, diese zu Fäusten ballte und damit die Gesichter seiner Mitschüler malträtierte. Doch seine Schwester schien vergessen zu haben, was sie tun würde, sollten ihre Taten dazu führen, dass sie schwanger wurde. Denn als die über Übelkeit klagte und Louise mit mir zum Arzt fuhr, wurde bei der Blutabnahme die Schwangerschaft festgestellt. Louise Smathern fiel aus allen Wolken, denn bisher war sie immer davon ausgegangen, dass ihre Tochter ganz nach ihr kommen würde. Zu sehen, dass diese ein Leben fernab des Glaubens geführt hatte, schien ihre heile Welt zu zerstören. Es war ein Abend, der wohl allen in Erinnerungen blieb. Denn an diesem Abend schrie Pater Smathern ohne gefühlt einmal Luft zu holen, durch das gesamte Haus und ließ die Fäuste immer wieder auf die Tür schmettern, die zu Lucias und Charles Zimmer führte. Die beiden teilten sich seit sie denken konnten ein Zimmer im Hause Smathern und hatten sich daran nie wirklich gestört. Denn sie hätten so oder so wohl nie jemanden mit nach Hause genommen, da wohl beide nicht in Erklärungsnot kommen wollten, sollte ihr Vater wieder ausrasten oder sie dazu zwingen, sich in eine Ecke zu knien und um vergeben zu bitten, indem man fünfmal das Gebet wiederholte. Der Schein der perfekten Pfarrersfamilie durfte nicht zerstört werden und weder Lucia noch Charly wollten, dass die Taten ihres Vaters jemals ans Licht kommen würden.
Charly wurde nach diesem langen und lauten Abend sehr früh wach. Sein Vater stand in ihrem Zimmer, forderte Lucia dazu auf, ihre sieben Sachen zu packen. Sie würde noch heute abreisen und zu ihrer Tante nach San José ziehen. Niemand durfte von dieser Schwangerschaft erfahren, denn das würde den Ruf dieser Familie möglicherweise in den Dreck ziehen. Charles konnte so schnell gar nicht reagieren, denn er war noch im Halbschlaf, als Lucia grob am Ellenbogen gepackt wurde, um sie aus dem Zimmer zu befördern. Es sollte einer der schlimmsten Tage in Charles Leben werden, denn für ihn war Lucia immer der Fels in der Brandung gewesen und die beiden hatten stets aufeinander aufgepasst und sich gedeckt, wenn einer von ihnen gerade Hilfe brauchte oder unauffällig von Zuhause verschwinden wollte. Charles wusste zudem, dass er seine Schwester nun eine lange Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen wird und dem Zorn ihres Vaters alleine ausgesetzt war. Er würde weiter abstumpfen und er würde es weiterhin als normal betrachten, am Abend eine Tracht Prügel zu kassieren, weil er erneut etwas angestellt hatte. Denn Pater Smathern würde seine Erziehungsmassnahmen mit Sicherheit nicht in Frage stellen, jetzt erst recht nicht. Wahrscheinlich war diese Schwangerschaft Schuld daran, dass sich Charles’ Vater im Recht sah, noch mehr darauf zu achten, das aus dem Jungen ein würdiger Nachfolger werden würde. Dabei war wohl allen bewusst, dass Charles niemals in die Fußstapfen seines Vaters treten würde. Dafür hatte er eine regelrechte Abneigung gegen den Glauben entwickelt und da änderten auch die zornigen Minuten seines Vaters nichts daran.
So konnte er nur noch dabei zusehen, versuchte sich seinem Vater noch in den Weg zu stellen, auch wenn dieser Versuch eher kläglich wirken mochte. Denn Charles wusste insgeheim, dass er nichts an den Plänen seines Vaters ändern konnte und zog Lucia noch ein letztes Mal in seine Arme, bevor ihr Vater sie nach unten brachte, um sie wenig später ins Auto zu setzen. Charles ging mit nach unten und sah, wie Louise mit den Tränen kämpfte, sich jedoch in die Küche zurückzog, während Charles das Haus hinter Lucia und dem gemeinsamen Vater verließ, um auf der Straße zu stehen und die Hand zu heben, während Lucia sich auf dem Rücksitz zu ihm umgedreht hatte. Das würde für lange Zeit das letzte Mal sein, dass sie sich sehen würden.
Charles ging vorerst nicht zurück ins Haus, sondern entschied sich einen Abstecher zum See zu machen, um nicht in eine Situation zu kommen, die möglicherweise fatal enden könnte. Denn er gab seiner Mutter die Schuld daran, nachdem diese den Pater eingeweiht hatte. Sie würde ihm nur wieder erklären, dass das Gottes Wille sei, dass sie dieses Kind woanders austrug. Das alles war doch lächerlich und an Absurdität nicht mehr zu übertreffen. Daher hielt er sich derzeit noch von dem Haus fern und wollte sich an das Ufer des Sees setzen, bei dem er letztendlich den dunkelhaarigen Jungen von Nebenan sitzen sah. Das war der Zeitpunkt, an dem eine neue Freundschaft entstand, aus einem schrecklichen Tag, schien doch am Ende noch etwas gutes geworden zu sein. Die ersten Worte die sie am Ende tatsächlich miteinander wechselten? Charly konnte es nicht lassen und forderte die Situation heraus, indem er von Lucias Schwangerschaft erzählte und das Rikard besser mal die Funktion eines Verhütungsmittels studiert hätte. Am Ende war jedoch nicht Rik der Vater dieses ungeborenen Babys, sondern ein anderer Nachbarsjunge, welcher ebenfalls im Kirchenchor mitsang.
Charles hatte vor Rik nie sonderlich viele Freunde besessen, denn die meiste Zeit hetzte er die Gleichaltrigen gegen sich auf und versuchte sich mit seinen Fäusten zu verständigen. Rik schien sich jedoch nicht davon beirren zu lassen, schien ihn auch nicht zu verurteilen, dass er nun einmal so war, wie er war. Stattdessen verbrachten die beiden Jungs ab diesem Zeitpunkt täglich Kontakt. Charles versuchte es zu vermeiden, all zu viel Zeit im Elternhaus verbringen zu müssen und wenn, zogen sie sich in den Keller zurück und spielten dort Billard oder hingen einfach nur so rum. Sie zogen sich gegenseitig auf, nahmen kein Blatt vor dem Mund und lästerten gemeinsam über die Lehrer, an ihrer Schule. Jedoch war da etwas, was Charles seinem besten Freund nicht anvertraute. Denn die Pubertät machte auch vor Charles keinen Halt und plötzlich war da ein Junge in seiner Klasse, der anderweitig interessant wirkte. Charles wollte es anfangs nicht wahrhaben, doch die Träume, die ihn Nachts verfolgten, in denen er auf Morty zuging, um ihn zu küssen, schienen sich zu häufen. Es war seltsam und er wusste insgeheim auch, dass es falsch war. Das man solche Gefühle nicht für das gleiche Geschlecht hegen sollte und sein Vater ihn wahrscheinlich einsperren ließ, sollte das jemals herauskommen. Doch Charles schien dieser Sünde nicht aus dem Weg gehen zu können und noch dazu ging Morty so offen mit seiner Sexualität um, was es Charles schwer machte, es weiterhin zu ignorieren. Ihr erster Kuss ereignete sich während einem Footballspiels der Schulmannschaft. Charles war angetrunken, nachdem er durch Kontakte an etwas Alkohol gekommen war, den er in eine Wasserflasche gefüllt hatte. Als Softdrink getarnt, nippte er den gesamten Abend daran, bis sich alles langsam aber sicher zu drehen begann und er die Spieler auf dem Feld nur noch verschwommen wahrgenommen hatte. Da hatte er genug Mut, Morty ein Zeichen zu geben, mitzukommen und sich mit ihm in das verlassene Schulgebäude zu verziehen. Die Umkleide der Spieler musste herhalten, denn die Schulräume waren abgeschlossen und da die Umkleide nach dem Spiel noch genutzt werden würde, war diese offen zugänglich. Er küsste Morty zum ersten Mal und danach folgten weitere Male, in denen sie sich gemeinsam einen ungestörten Platz suchten. Sie nutzten jedes kleine Versteck und ihr liebster Ort war unter den Tribünen. Beiden war bewusst, dass Morty weder zu Charles nach Hause mit durfte, noch andersrum. Die Sorge war zu groß, dass ein Gerücht die Runde machen würde und so mussten sie sich mit den öffentlichen Orten zufriedengeben, was jedoch auch völlig ausreichte. Denn Charles wusste schließlich, dass er diese Seite niemals offen ausleben darf. Ansonsten würde es ihm ähnlich wie Lucia ergehen und er würde sich im nächsten Flieger wiederfinden. Dazu war er nicht bereit, denn auch wenn er diesen Vorort immer verflucht hatte, waren da nun doch Rikard und Morty, die er nicht missen wollen würde.
Charles hatte letztendlich den Abschluss in der Tasche und musste sich überlegen, wo die Reise nun für ihn hingehen würde. Man erwartete von ihm nach wie vor, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, was für ihn keine Option darstellte. Er hatte nicht vor, in der Kirche Dinge zu verbreiten, die er selbst nicht glaubte. Noch dazu war er froh, dass er womöglich nun eine Möglichkeit haben würde, um das Elternhaus für die kommende Zeit verlassen zu können. Ein Studium in New York war der Plan und er wollte in die Stadt ziehen auf den Campus und dennoch wäre er nicht weit von seinem Heimatort entfernt. Doch er schmiedete bereits Pläne, welche Partys er mit Rikard unsicher machen wollte und wie das Großstadtleben wohl sein würde. Doch all die Pläne würde er wenig später über den Haufen werfen müssen. Draußen wurde es gerade dunkel, die Abschlussfeier lag zwei Tage zurück, als er sich mir Rikard im Keller wiederfand und sie gemeinsam Billard spielten. Es war ein Abend wie jeder andere auch, der plötzlich eine Wendung nahm, womit wohl niemand gerechnet hatte. Charles hatte seine Heftchen, immer gut zu verstecken gewusst. Er hatte dafür gesorgt, dass nie ein Elternteil darüber stolpern würde, jedoch hatte er die Rechnung ohne seinen Vater gemacht. Dieser wurde von Mortys Mutter angerufen, die ihm mitteilte, wie schön sie es fand, dass der Pater so offen war und dem Glück seines Sohnes nicht im Weg stand. Während die zwei Jungs also unten im Keller Billard spielten, schien Pater Smathern es sich zu seiner Aufgabe gemacht zu haben, das Zimmer seines Sohnes auf den Kopf zu stellen, um Beweise zu finden. Beweise, die er letztendlich auch fand, als er die Schublade des Nachttisches rauszog und diese auf den Boden fallen ließ. Der zweite Boden sprang raus und da waren Bilder und Hefte, die am Ende Beweis genug waren, dass sein Sohn sündigte.
Das Poltern nahm Charles nicht wahr, erst als die Tür zum Billardzimmer aufgerissen wurde und sein Vater wutentbrannt auf ihn zukam, ihn anschrie und ihm die Bilder und Magazine vor die Füße knallte, wurde Charles bewusst, dass das nun sein Ende sein könnte. Jahrelang hatte er verschwiegen, dass sein Vater ihn mit Hieben zu erziehen versuchte. An diesem Abend konnte er es nicht weiter vor Rikard geheimhalten, denn während der Pater noch immer schrie und tobte, spürte er immer wieder die geballten Fäuste seines Vaters, die ihn überall zu treffen schienen. Charly wehrte sich nicht, er stand unter Schock, wusste zudem, dass es schneller vorbei sein würde, würde er sich nicht wehren. Doch dieses eine Mal war es so schlimm, dass sein Vater nicht mehr aufhören wollte. Charles gab ein wimmerndes Geräusch von sich, was man so noch nie von ihm gehört hatte, als er am Boden lag, die Beine an seinen Körper zog und sich einfach nur versuchte vor den nächsten Schlägen zu schützen. Bis heute kann er nicht mit Sicherheit sagen, wie lange das alles gedauert hatte. Er ließ sich irgendwann mithilfe von Rik nach draußen schleppen, fiel wie ein nasser Sack in das Gras und versuchte zu begreifen, was soeben geschehen war. Auch ohne das sie sich nun großartig darüber unterhalten mussten, wussten beide, dass Charles hier weg musste.
Er wartete bis seine Eltern im Bett waren, bevor er zurück ins Haus lief, seine Sachen packte und die Kreditkarte seines Vaters aus dessen Geldbörse schnappte. Denn Charles hatte nicht unbedingt viel Geld auf der Seite und war noch angewiesen auf das Geld seiner Eltern. In dieser Nacht stahl er sich davon und verließ die kleine Gemeinde, um in New York Fuß zu fassen. Anders als geplant, denn ein Studium kam derzeit nicht in Frage und noch dazu hatte dieser eine Abend an dem sein Vater die Magazine und Bilder entdeckt hatte, Narben hinterlassen. Charles wünschte sich regelrecht, er würde auf das weibliche Geschlecht stehen und fragte sich gar, ob er das womöglich einfach erzwingen konnte. Denn er setzte sich in den Kopf, irgendwann vor seinem Vater zu stehen, um ihm mitteilen zu können, dass aus ihm ein Mann geworden war. Das er das Zeug dazu hatte und möglicherweise könnte er ihm sogar eine Frau an seiner Seite präsentieren, um das alles nochmal zu untermalen. Charles fasste den Entschluss, alles dafür zu tun, dass er am Ende doch noch Anerkennung und Akzeptanz erfahren würde. Er wollte nur einmal in seinem Leben hören, dass sein Vater stolz auf ihn war und ihm nicht den Teufel austreiben wollte. So kam es, dass sich Charles in einer WG einmietete, nachdem er die ersten zwei Nächte in einem Motel genächtigt hatte. Er hatte viel Geld abgehoben, wusste, dass er dadurch erneut den Zorn seines Vaters auf sich ziehen würde. Doch er sah es im Grunde als Schmerzensgeld an. Denn Charles brauchte das Geld, um seinen Plan zu verfolgen und ihm eines Tages wieder unter die Augen treten zu können.
Sein Mitbewohner war in Ordnung und eigentlich auch ganz nett, auch wenn die beiden nie wirklich warm miteinander wurden. Jedoch zeigte sein Mitbewohner ihm ein Studio, welches sich auf Kampfsport spezialisierte und da er mit lädiertem Gesicht in der WG aufgetaucht war, um sein Zimmer zu beziehen, schien sein Mitbewohner wohl anzunehmen, dass Charles ein wenig Know-how in Sachen Kampfsport nicht schaden würde. Charles verlor kein Wort darüber, dass er durchaus fähig war, richtig zuzuschlagen, doch er sah in dem Studio eine Chance, seine Wut und seinen Frust loszuwerden und unter Kontrolle zu bekommen. Das er hierbei ausgerechnet auf einen Mann traf, der deutlich älter war und ihm jedoch das Gefühl von Sicherheit vermittelte, hatte er nicht erwartet. Eigentlich hatte er sich geschworen, sich nie wieder auf einen Mann einzulassen und dennoch schien es, als würde er nochmal schwach werden. Das Gute war jedoch, dass sie wohl beide ein Problem damit hatten sich gänzlich aufeinander einzulassen und dadurch doch eher eine gesunde Distanz wahrten, auch wenn eines zum anderen kam. Doch genau diese kleine kurze Affäre mit einem deutlich älteren Mann, bewies Charles lediglich, dass er so nicht weitermachen konnte. Er konnte sich nicht der Sünde hingeben und war schier davon besessen, allen und insbesondere sich selbst zu beweisen, dass er durchaus der Norm entsprechen kann, wenn er denn so will. Sein Plan war es, sich kurz nach seinem 20. Geburtstag der Army zu verpflichten. Als würde es am Ende etwas an seiner Sexualität ändern, was schier unmöglich war. Doch Charles hatte es sich in den Kopf gesetzt und dachte wohl, ein Umgang mit Waffen, würde ihn männlicher erscheinen lassen und nicht zu diesem Weichei und Ausgeburt der Hölle werden ließ, welches sein Vater in ihm sah. Eigentlich ein wirklich dummer Schachzug und eigentlich sollte es Charles besser wissen, der nie eine Affinität zu Waffen besaß und dieses System der Armee eigentlich ablehnte. Aber all das rückte in den Hintergrund und so kam es schließlich dazu, dass er sich wenig später in der Ausbildung befand und wirklichen Ehrgeiz an den Tag legte, um für gut befunden zu werden. Er spornte sich selbst an, indem er sich immer wieder diesen einen Tag vor Augen führte, der sein Leben verändert hatte. Der Tag, an dem er sein Elternhaus verlassen hatte, mit einem malträtierten Gesicht und blauen Flecken, die seinen gesamten Körper zierten.
Die Army schien ihm genau diese Disziplin beizubringen, von der sein Vater immer gesprochen hatte und verlangt hatte, dass Charles endlich ein Mann wurde. Das Basic Combat Training in Fort Jackson dauerte knapp neun Wochen und war eine sehr intensive Zeit, in der Charles oftmals an seine Grenzen kam. Doch das hielt ihn nicht davon weiterzumachen und das Training mit Bravour zu absolvieren. Er weiß noch heute, wie stolz er damals nach dem Abschluss der Grundausbildung gewesen war, als er die erste militärische Auszeichnung erhielt und damit offiziell einer von ihnen wurde. Der erste Schritt war getan und es folgten weitere, indem er seinen Dienst antrat und bereits nach wenigen Monaten seinen ersten Einsatz absolvierte. Die Bedenken, die er zuerst noch gehabt hatte, schienen sich langsam aber sicher in Luft aufzulösen. Er fand langsam in diese neue Rolle, fühlte sich damit auch wohl. Noch dazu lenkte es ihn davon ab, sich den Kopf zu zerbrechen. Er hatte schon gar keine Chance mehr, sich nun weiterhin mit seiner Sexualität auseinanderzusetzen, auch wenn er sich teilweise dabei erwischte, dass er einem seiner Kameraden hinterher sah. Doch er wusste sich zu kontrollieren und sich auf seine Arbeit zu fokussieren, die seine gesamte Konzentration beanspruchte. Vier Jahre lang ging alles gut, vier Jahre vergingen noch dazu wie im Flug und es waren zudem vier Jahre, in denen er keinerlei Kontakt zu seiner Familie, noch zu seinen ehemaligen Freunden hatte. Er wirkte mittlerweile wieder wie zu Beginn seiner Jugend, er war ein Einzelkämpfer und zog sich hinter seiner erbauten Mauer zurück, die ihm als Schutzwall diente. Das lief auch einigermaßen gut, bis zu seinem letzten Einsatz, der mächtig schiefging. Die Informationen die sie erhielten, stimmten nur bedingt mit dem überrein, was sie vor Ort am Ende erwartete. Es war ein riesiges Chaos, der Kugelhagel machte nicht vor Charles halt, denn er wurde von drei Kugeln getroffen. Zwei glatte Durchschüsse, während eine Kugel sich in seine Schulter gefressen hatte. Er erinnerte sich noch, wie ihm plötzlich so unfassbar kalt wurde und er zu zittern begann, während man ihn aus dem Gefecht zog und der Sanitäter alles dafür tat, um das Schlimmste zu verhindern. Charles hatte sich noch dazu durchgerungen, diesen Sanitäter am Hemd zu packen, zu sich runter zu ziehen, um ihn darum zu bitten, seiner Familie eine Nachricht zu überbringen, sollte er es nicht schaffen. Denn zu diesem Zeitpunkt war er sich sicher, dass er diesen Tag nicht überstehen würde. Was ihn jedoch viel mehr schockierte? Die Tatsache, dass er damit im Reinen war. Das er das Gefühl hatte, er hätte den Tod mehr oder weniger ohnehin verdient. Doch so sollte es nicht kommen, denn man versuchte ihn soweit zu stabilisieren, damit er den Flug zurück in die Staaten ohne Probleme überstehen würde. Man hatte ihn jedoch sediert, damit er nicht allzu viel davon mitbekam und erst Stunden später, erwachte er schließlich in einem Krankenhaus. Zu Beginn hatte er keine Ahnung, wo er sich gerade befand und wie es um ihn stand. Kurzzeitig fragte er sich sogar, ob er nun an den Himmelstoren geklopft hatte und dieses weiße Zimmer ein Wartezimmer darstellen sollte, bevor man ihn geradewegs in die Hölle schicken würde. Seltsam, wie er plötzlich doch an Himmel und Hölle zu glauben schien, doch es war wohl menschlich, dass er kurzzeitig nach dem Aufwachen noch etwas neben sich stand. Kurz schien er zu halluzinieren, als er plötzlich das Gesicht seiner Mutter und das seiner Schwester vor sich sah, die neben ihm am Bett standen. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass er sich das nicht einbildete und Louise tatsächlich mit ihrer Tochter, an seinem Krankenbett stand.
Sie waren dabei, als man ihm erklärte, dass seine Schulter niemals mehr so benutzen kann, wie zuvor. Man könnte mithilfe von Reha-Maßnahmen versuchen die Motorik zu retten, doch die Kugel, die ihn getroffen hatte, hatte einiges im Gelenk zerstört und dementsprechend war der Arm nur noch bedingt einsetzbar, weil ihm schlicht das Gefühl abhanden gekommen war. Das Halten eines Gewehrs oder generell schwerer Ausrüstung würde nicht mehr funktionieren und so musste er mit ansehen, wie seine Karriere beim Militär nach kürzester Zeit für beendet erklärt wurde. Dabei hatte er sich vorgenommen, dahingehend aufzusteigen. Doch das konnte er nun vergessen.
Seine Mutter weinte bitterlich, doch sie erklärte schnell, dass sie erleichtert wäre, dass ihr Sohn sich nicht erneut in Gefahr bringen musste und sie wollte ihn bei sich wissen. Für Charles kaum vorstellbar, denn seine Mutter schien wirklich das Bedürfnis zu haben, für ihren Sohn da zu sein. Sie versprach, dass Pater Smathern sich geändert hätte und Charles war in diesem Moment so blind gewesen, dass er zustimmte, für die kommenden Wochen, in denen er noch Verbandswechsel im Krankenhaus hatte, zurückzukehren, in jenen Vorort, den er vor knapp fünf Jahren verlassen hatte. Seinem Vater wieder gegenüberzutreten kostete ihn einiges an Mut, doch er tat es, weil er das Gefühl hatte, er könne ihn jetzt mit Stolz erfüllen. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er am Ende vor einem gebrochenen Mann stand, dessen Körper gerade gegen eine tödliche Krankheit kämpfte. Der sonst so zornige Mann, der ihn ein leben lang angeschrien hatte, war kaum wiederzuerkennen, weil er so schwach war. Dennoch schlossen Vater und Sohn keinen Frieden mehr und es war nur eine Frage der Zeit, wie viel Zeit Pater Smathern noch blieb. Hierbei konnte man wohl von Karma sprechen, denn am Ende bekam Pater Smathern wohl das was er verdiente. Auch wenn Louise und Lucia noch immer versuchen Charles davon zu überzeugen, Frieden mit seinem Vater zu schließen und sich auszusprechen, schien Charles sich in einem Zwiespalt zu befinden. Denn einerseits wollte er, dass sein Vater wusste, dass aus ihm ein Mann geworden war und andererseits wusste er doch, dass er sich insgeheim selbst belog, indem er versuchte seine Neigung nicht mehr auszuleben.
Es kam ihm gelegen, dass ihm Lucia ein Zimmer bei sich anbot. Sie lebte mittlerweile am Stadtrand von San José mit ihrer zehnjährigen Tochter Penelope. Das erste Mal, dass er dieses Mädchen zu Gesicht bekam, nachdem man ihm jahrelang bis zu seinem Weggang den Kontakt zu seiner Schwester unterbunden hatte. Danach hatten sie sich bereits aus den Augen verloren, als Charles der Army beigetreten war. So willigte er ein, zog zu Lucia und Penelope, half seiner Schwester mit deren Tochter und versuchte es als Neuanfang zu sehen. Er ging weiterhin zur Physiotherapie, versuchte dadurch die Schmerzen ein wenig in den Griff zu bekommen und die Beweglichkeit zurückzuerlangen. Nun war er also in San José, eine Stadt die er nicht kannte und er selbst wusste nichts mit sich anzufangen. Das erste Mal, dass er eine Gemeinsamkeit zwischen seinem Vater und sich erkennen konnte. Sie waren wohl beide auf ihre Art und Weise gebrochen und nun war fraglich, was Charles aus seinem Leben machen würde. Das er ausgerechnet in San José auf seltsame Weise seinem besten Freund über den Weg laufen würde und diesen einen Mann wiedersah, der ihn damals in New York dazu veranlasst hatte sich der Army beizutreten, damit hatte er am wenigsten gerechnet.
i'm coming home.
Faceclaim: Benjamin Wadsworth
Name: Charles Smathern
Alter: 24 Jahre
Beruf: ehemaliger Soldat, hält sich mit Nebenjobs über Wasser
Wohnort: San José
Krimineller Hintergrund: Nein
Erfüllst du ein Gesuch?
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[x] Nein, aber ich werde erwartet von @Rikard Mytyre und @Luna Barboza
Name: Charles Smathern
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Beruf: ehemaliger Soldat, hält sich mit Nebenjobs über Wasser
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