STORYLINE
Lincoln und Josefine wurden am 14. März 1998 zum zweiten Mal Eltern. Während sich Josefine unbedingt ein Mädchen gewünscht hatte, war Lincoln erleichtert, dass es sich bei ihrem zweiten Kind ebenfalls um einen Jungen handelte. Er hätte wohl nicht viel mit einem Mädchen anfangen können und sah darin nur das schwächere Geschlecht. Lincoln lebte nach wie vor nach dem Motto, dass es an den Männern war, sich um die Frauen zu kümmern und man Frauen generell unterwarf, weil sie das brauchten. Daher schien er auch in seiner Erziehung eine gewisse Härte an den Tag zu legen, indem er seine Söhne herum kommandierte und keinerlei Gewissen hatte, wenn es darum ging, die Hand zu erheben und seinen Söhnen den Hintern zu versohlen, wenn sie nicht hören wollten. Josefine hingegen, ließ ihren Söhnen viel durchgehen und war nur bedingt damit einverstanden, wie ihr Mann sich gegenüber ihren Kindern verhielt. Er verbreitete Angst und Schrecken und sie konnte den beiden Jungs ansehen, wie sie jedes Mal erstarrten, wenn ihr Vater von der Arbeit nach Hause kam und die Tür zuknallte. Es war der Startschuss und jeder im Hause Bradshaw wusste, dass ab diesem Zeitpunkt das Familienoberhaupt wieder den Ton angab.
Die Army hatte Lincoln verändert, denn davor war er liebenswert und hatte Josefine praktisch auf Händen getragen. Die Kriegsgebiete hatten ihn jedoch verändert und Josefine erkannte ihren Mann kaum wieder, der tagtäglich mit seinen Dämonen zu kämpfen schien. Er trug enorm viel Frust mit sich herum, den er an den Kindern ausließ, die am wenigsten dafür konnten. Immer wieder schien er die Kontrolle zu verlieren und schrie das ganze Haus zusammen, was selbst Josefine nicht auf ewig dulden konnte. Sie versuchte, ihn dazu zu bringen, dass er sich Hilfe holte und somit wieder zu dem Mann wurde, der er einst war. Davon wollte Lincoln jedoch nichts hören, stattdessen ließ er alle spüren, wie frustriert er war.
Easton war gerade einmal sieben Jahre alt, als er seine Mutter sah, die sich weinend am Küchentisch festhielt und immer wieder Gott anflehte, dass alles gut werden würde. Erst eine Stunde später wurde er von seinem Onkel Joe zur Seite genommen. Dieser ging vor ihm in die Hocke und legte die Hände auf die kleinen Schultern von East und erklärte ihm mit ruhiger Stimme, dass Lincoln im Krankenhaus lag. Sein Onkel strahlte in sämtlichen Situation so viel Ruhe aus, dass auch Easton und sein Bruder Asher ruhig blieben. Es war seltsam zu wissen, dass Joe und Lincoln Brüder waren. Zwar lagen zwischen den beiden einige Jahre, doch während Joe ein freundlicher und sehr herzlicher Mensch war, schien Lincoln das genaue Gegenteil von dem darzustellen. Die beiden Jungs hatten Lincoln schließlich nie vor dessen Werdegang bei der Army gekannt. Denn ansonsten wäre ihnen wohl aufgefallen, dass ihr Vater früher ein anderer Mensch gewesen ist. Es war sogar so, dass East gar nicht wirklich nachvollziehen konnte, wieso seine Mutter so am Boden zerstört war. Da er sich selbst insgeheim freuen würde, wenn sein Dad für eine Weile nicht nach Hause kommen würde. Denn das war meist die friedlichste Zeit von allen, auch wenn Lincoln nun nicht ständig um sich schlug oder sonstiges. Aber die Atmosphäre war deutlich angespannter, wenn er Zuhause war, weil jeder es ihm recht machen wollte, damit man ihn nicht verärgerte. Easton verstand jedoch den Ernst der Lage nicht. Ihm wurden auch Details vorenthalten, die wohl aufschlussreich gewesen wären. Aber die Erwachsenen schienen immer in erster Linie die Jüngeren schützen zu wollen, egal ob es nötig war oder nicht. So erfuhr Easton auch erst Jahre später, dass sein Vater einen Autounfall gebaut hatte. Er wollte wohl jemandem ausweichen, der auf die Straße gelaufen ist, und Lincoln hatte ihn zu spät gesehen, weshalb er das Lenkrad herumgerissen hatte. Dabei fuhr er jedoch geradewegs in einen Betonpfeiler und der Wagen hinter ihm fuhr ihm direkt noch hinten rein.
Lincoln befand sich in einem kritischen Zustand und die Ärzte taten alles, um sein Leben zu retten. Während Josefine komplett neben sich stand und im Krankenhaus ausharrte, blieb Onkel Joe bei den beiden Jungs und versuchte, sie abzulenken. Er erzählte ihnen Geschichten aus seiner Kindheit, in der er mit Lincoln oft über die Strenge geschlagen hatte. Easton liebte diese Art von Geschichten, auch wenn er nie wirklich ganz glauben konnte, dass es sich bei dem Lincoln aus den Geschichten von Joe wirklich um East’s Vater handelte. Denn laut diesen Geschichten war Lincoln humorvoll und schien eine Schwäche für Streiche gehabt zu haben. Alles Dinge, die Easton niemals über seinen eigenen Vater sagen würde. Denn für ihn war sein Dad ein Mann, der den ganzen Tag seinen Frust loszuwerden versuchte. Der seine Kinder zu starken Männern erziehen wollte, die keinerlei Gefühl zeigen durften. Lincoln erklärte schließlich selbst, dass er wollte, dass seine Söhne ihn eines Tages stolz machen, indem sie in seine Fußstapfen traten und dem Land dienten. Easton sah seinen Bruder Asher schon deutlich mehr in dieser Rolle als sich selbst. Denn Ash war deutlich mehr am Beruf seines Vaters interessiert, als sein jüngerer Bruder. Easton war ein kreatives Kind und er hatte früh eine Schwäche für Musik entwickelt. Stundenlang saß er vor seinem CD-Player und lauschte den Tönen, die teilweise eine beruhigende Wirkung auf ihn hatten. Er mochte es, wie Musik Gefühl transportieren konnte und man davon teils sogar Gänsehaut bekam.
Es dauerte drei Tage, bis Lincoln seinen Verletzungen schließlich erlag und Josefine auf einen Schlag mit zwei Kindern alleine war. Lincoln hatte ihr zwar fürs Erste genug Geld hinterlassen, doch sie selbst war Hausfrau und schien bereits in Panik zu verfallen, wenn sie nur daran dachte, bald in die Arbeitswelt zurückkehren zu müssen. Sie litt enorm unter dem Tod ihres Mannes und schien gar keine Kraft zu haben, sich großartig um Asher und Easton zu kümmern. Ash war zumindest schon 11 Jahre alt, als Lincoln starb und nahm sich seinen jüngeren Bruder an, der gerade einmal sieben Jahre alt war. Josefine versuchte sich zwar morgens aus dem Bett zu quälen, doch ihr verquollenes Gesicht sprach Bände. Sie schien nicht über den Tod ihres Mannes hinwegzukommen und das zog sich schließlich über Jahre hinweg. Als sie eines Tages Easton erwischte, wie er gerade Joe anrief und diesen um Hilfe bat, riss Josefine ihm den Hörer aus der Hand und versicherte ihrem Schwager, dass alles in Ordnung sei und er sich keine Sorgen machen müsse. ‘Easton ist nur zurzeit in einer schwierigen Phase’, hieß es lediglich. Es war nicht überraschend, denn außer Asher schien niemand wirklich ein Auge auf Easton zu haben. Dadurch testete er die Grenzen bereits in jungen Jahren aus. Er war noch nicht einmal zehn Jahre alt, als er bereits absichtlich den Schulbus verpasste und lieber Mutterseelen allein durch die Stadt wanderte. Es dauerte seine Zeit, bis seine Mutter schließlich dahinter kam, nachdem die Schule sie kontaktierte. Easton würde diese Szene wohl niemals vergessen, in der seine Mutter vor ihm in Tränen ausbrach und so verzweifelt schien, dass es Easton einen Schauer über den Rücken jagte. Das schlechte Gewissen, weil er seine Mum zum Weinen gebracht hatte, schien zu genügen, damit er sich wieder täglich in der Schule blicken ließ. Dennoch erkannte man anhand seiner Noten, dass ihm Zuhause niemand zur Seite stand und ihn dabei unterstützte. Denn seine Lernschwäche machte sich nun doch langsam deutlich bemerkbar.
Seine Mum schien sich diesem Problem nicht annehmen zu wollen, denn sie war wohl grundsätzlich ohnehin die meiste Zeit mit sich selbst beschäftigt. Sie war labil und versuchte ihren Schmerz mit zahlreichen Medikamenten zu betäuben, was dazu führte, dass sie praktisch den ganzen Tag im Bett verbrachte und schlief. Wenn sich jedoch Joe für einen Besuch ankündigte, schien Josefine wie ausgewechselt und hatte das Bedürfnis zu zeigen, wie gut sie zurechtkam und plötzlich schienen auch ihre Söhne wieder der Mittelpunkt in ihrem Leben zu sein. Sobald Joe jedoch die Tür hinter sich schloss, war alles beim Alten und Josefine machte den beiden Jungs klar, dass sie sie heute nicht mehr stören sollten. Somit waren die Brüder mehrheitlich auf sich alleine gestellt. Eastons Bruder half ihm bei den Hausaufgaben und versuchte ihm so gut es ging unter die Arme zu greifen. Er bewunderte seinen älteren Bruder dafür, da dieser keinerlei Probleme damit zu haben schien, alles unter einen Hut zu bekommen.
Für Easton war wohl sein Freundeskreis seine Rettung. Denn er konnte dadurch oftmals den Problemen entkommen und übernachtete hin und wieder bei ihnen. Denn als er in die Pubertät kam, schien er langsam aber sicher immer mehr Grenzen zu überschreiten, indem er plötzlich mit einem Tütchen Gras erwischt wurde. Während sein Bruder Asher ein unbeschriebenes Blatt war, schien Easton manchmal das Pech regelrecht anzuziehen. Dadurch hatte er das Pech, dass er unter anderem auch von dem Revier abgeholt werden musste. Es wirkte fast so, als wäre es ein stummer Schrei nach Aufmerksamkeit, denn zumindest schien in solchen Fällen seine Mum aus dem Bett zu kommen und ihn abzuholen. Da nahm er es auch in Kauf, von ihr die Leviten gelesen zu bekommen. Denn immerhin konnte er sie so dazu bringen, wieder am Leben teilzunehmen. Doch sein Wunsch blieb aus und es änderte sich nichts. Er hatte die Hoffnung gehabt, dass sie sich dann wieder etwas mehr um ihre Jungs bemühte, doch nichts war der Fall. So bekam sie auch nicht mit, wie Easton in der Pubertät vollkommen verwirrt von seinen Gefühlen war. Denn nicht nur, dass er seine ersten Erfahrungen mit Frauen sammelte, es schien ihn auch gewissermaßen nervös zu machen, wenn er den anderen Jungs dabei zusah, wie sie sich nach dem Sportunterricht unter die Dusche stellten. Lediglich seiner besten Freundin Sarah schien er sich anvertrauen zu können und teilte ihr seine Beobachtungen mit. Sarah, die seit der Grundschule immer und überall erzählte, dass sie eines Tages Easton heiraten wollte, schien es damit die Sprache verschlagen zu haben. East war bis dato nicht klar gewesen, dass Sarah nach wie vor an diesem lächerlichen Schwur festhielt, den sie damals mit sieben Jahren ins Leben gerufen hatten.
So hatte er es nicht kommen sehen, wie sie sich ausgerechnet mit Jasper verbündete und etwas gemeinsam planten, damit sie Easton erniedrigen konnten. Jasper war schon immer sein größter Feind gewesen. Ein Typ, der alles um sich herum schlecht machen musste, damit er dafür groß und stark wirkte. Jasper hatte schon seit Anbeginn der Schulzeit in null komma nichts die Schule erobert. Die Schüler, die mit Jasper befreundet waren, hatten nichts zu befürchten, während alle anderen potentielle Opfer werden konnten. Easton geriet schon mehrmals mit Jasper aneinander, weil er es nicht lassen konnte, über die Familie Bradshaw herzuziehen, die nicht sonderlich viel Geld besaß. Das Ersparte von Lincoln neigte sich dem Ende zu. Das meiste floss in die Behandlung von Easton’s Mutter, während der Rest für alltägliche Dinge wie Essen und Schulmaterial drauf ging. Daher ging Easton mit seinen Sachen sehr behutsam um und versuchte so lange wie möglich damit auszukommen. Er behütete sein Handy wie einen Schatz, denn Joe hatte ihm und Asher schließlich Handys besorgt, damit sie sich jederzeit erreichen konnten.
Durch das neue Handy, schien sich Easton vermehrt damit zu beschäftigen und setzte sich mit Social Media auseinander.
Easton bekam eine DM von jemandem, der ebenfalls musikbegeistert war und noch dazu schien er mit Easton auf einer Wellenlänge zu sein. Sie unterhielten sich über angesagte Bands, über sämtlich andere Dinge und Easton bemerkte, wie er jedes Mal zu grinsen begann, sobald er eine Nachricht auf seinem Display angezeigt bekam. Dass es sich dabei um Jasper und Sarah handelte, die sich einen Spaß erlaubten, ahnte Easton damals nicht. Sie gaben sich zusammen als Elijah aus. Ein Junge, der eine Klasse über ihnen war und den Easton schon immer etwas angehimmelt hatte. Für ihn hatte es gewissermaßen etwas Geheimnisvolles, dass sie sich über Instagram schrieben, während sie sich in der Schule aus dem Weg gingen. Hätte er Elijah damals darauf angesprochen, hätte er wohl bemerkt, dass er keine Ahnung von diesen Nachrichten hatte und er nicht derjenige war, mit dem er seit Wochen Nachrichten ausgetauscht hatte. Erst als er über die DM’s seine Gefühle mitteilte und um ein Treffen bat, musste er am nächsten Morgen erkennen, dass all das eine Lüge war. Denn Jasper und Sarah hatten sich den Spaß gemacht und die Chatverläufe ausgedruckt. Sie hingen überall in der Schule verteilt und plötzlich wusste jeder darüber Bescheid, dass Easton auch auf Jungs stand - genauer gesagt auf Elijah. Dieser fiel aus allen Wolken, während Easton hektisch versuchte, die Flugblätter einzusammeln. Es war jedoch zu spät, es war Gesprächsthema Nummer eins und Easton konnte nur dabei zusehen, wie er von allen Seiten belächelt oder ausgelacht wurde. Man hatte per se nichts gegen seine Sexualität, man machte sich viel mehr darüber lustig, dass Easton wirklich gedacht hatte, dass er bei Elijah landen könnte. Man machte sich über die Rechtschreibfehler lustig und betonte die Fehler regelrecht und plötzlich schienen sich sämtliche Schüler darauf eingeschossen zu haben. Für Easton war das der Moment, an dem er der Schule am liebsten für immer den Rücken gekehrt hätte. Denn nicht nur, dass er der Witz der Schule war, man hatte seine Reaktion auch noch mit Fotos eingefangen und daraus ein Meme gebastelt. Dieses kursierte kurze Zeit darauf im Netz und war das neue Lieblings-Meme der Schule. Für Easton war das ein Weltuntergang und Asher konnte noch so sehr auf seinen Bruder einreden, für Easton war klar, dass er nie wieder einen Fuß in diese Schule setzen würde. Die Schulleitung war, wie es oft der Fall war, komplett mit der Situation überfordert und die meisten wollten wohl lieber wegsehen, als irgendwas dagegen zu unternehmen. Denn sie waren ohnehin schon unbeliebt bei den Schülern und wollten sich daher lieber aus allem raushalten.
Es war Joe, welcher Wind davon bekam und sich dafür einsetzte, dass Easton auf eine andere Schule wechseln konnte. Das war jedoch auch der Moment, in dem Joe erkannte, wie es um die Stabilität seiner Schwägerin bestimmt war.
Easton war gerade achtzehn geworden, als Joe dafür sorgte, dass Josefine in eine Klinik eingewiesen wurde. Joe regelte sämtliche Dinge im Hintergrund und plötzlich hieß es, dass ein Umzug nach Monterey anstand. Während Easton einfach nur froh darüber war, dass er all diese Menschen nicht mehr sehen musste, schien Asher nun derjenige zu sein, der etwas rebellierte. Denn im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder, hatte Asher sich dort sein Leben aufgebaut. Joe duldete jedoch keine Widerrede und schaffte ihre Sachen in einen Anhänger, ehe sie sich später bereits im Auto wiederfanden. Auch wenn Joe nie schlecht über Josefine reden würde, merkte man ihm deutlich an, dass es ihn mitnahm, weil er nicht wusste, wie es um deren Gesundheit bestimmt war. Seine Neffen waren ihm enorm wichtig und er schien es als seine Pflicht zu sehen, sich fortan um die beiden zu kümmern, während sich Josefine die Hilfe holte, die sie brauchte. Easton schrieb sich direkt am College in Monterey ein, während Asher sich mit seinen Zukunftsplänen befasste. Er wusste schon früh, wohin er wollte und was sein Ziel war. Daher überraschte es wohl niemanden, als er schon früh erklärte, dass er Polizist werden wollte. Da merkte man doch, dass die Erziehung von Lincoln seine Spuren hinterlassen hatte. Easton hatte nicht vor, irgendwann in seinem Leben eine Waffe in die Hand zu nehmen. Er schien sich viel eher für die Arbeit seines Onkels zu interessieren.
Auch Joe hatte nicht sonderlich viel Geld und war wohl nicht unbedingt darauf vorbereitet gewesen, das College für Easton zu bezahlen. Dennoch schaffte er es und hatte zumindest das Glück, dass sie in einem kleinen Haus lebten, welches Joe’s Eltern ihm damals vermacht hatten. Sie wohnten in einer ruhigen Gegend, die zu Easton’s Onkel passte. Denn dieser war die Ruhe selbst und East hätte noch nie mitbekommen, wie Joe laut wurde. Das komplette Gegenteil zu Lincoln, jedoch schien East genau das, gut zu tun. Er begleitete seinen Onkel zwischendurch zu seiner Arbeit und war sehr wissbegierig. East wollte mehr über dessen Beruf erfahren und stellte nach kurzer Zeit fest, dass er genau das machen wollte. Daher entschied er sich dazu, alles in die Wege zu leiten, damit er stolz von sich behaupten konnte, dass er etwas aus sich gemacht hatte. Denn während sein Bruder immer wusste, wo er sich in zehn Jahren sehen wollte, schien Easton immer sehr unentschlossen zu sein.
Easton tat sich jedoch schwer, auf neue Menschen zuzugehen oder ihnen auch nur ansatzweise zu vertrauen. So wie er von Sarah hintergangen worden war, war das nicht überraschend und es hatte eine tiefe Wunde hinterlassen. Somit war er die meiste Zeit Zuhause anzutreffen, während sein älterer Bruder mit seinem neuen Freundeskreis um die Häuser zog. East hatte kein Bedürfnis irgendwelche Partys zu besuchen oder großartig unter Menschen zu kommen. Er besuchte jedoch liebend gern Konzerte und Joe hatte ihm schließlich ermöglicht, sich noch mehr mit Musik zu beschäftigen und hatte Easton zum neunzehnten Geburtstag eine Gitarre geschenkt. Darauf klimperte er immer wieder herum, jedoch war er weit davon entfernt, ein guter Gitarrist zu sein. Es war eher eine Methode um etwas Ruhe zu finden, denn er fand es doch auf eine Art und Weise entspannend, sobald er an den Gitarrensaiten zupfte.
Easton war gerade mitten in seiner Ausbildung, als sein Onkel den Job bei einem Radiosender bekam. Man hatte schon einiges versucht, um Easton etwas mehr dazu zu bewegen, sich wieder einen Freundeskreis aufzubauen. Sein Onkel schien es keine Ruhe zu lassen und machte sich Sorgen, weshalb er auch nicht davor zurückschreckte, jemanden darum zu beten, Easton etwas aus der Reserve zu locken. Daher schien Joe kurzerhand Romina auf Easton anzusetzen, die Easton die schönen Seiten von Kalifornien zeigen sollte. Denn seit er hier lebte, kam er noch nicht wirklich großartig dazu, die Stadt zu erkunden. Zwischendurch war er zwar am Strand, um sich abzukühlen. Zwischendurch besuchte er seinen Onkel beim Sender, aber das hielt sich auch eher in Grenzen, weil er dort niemanden stören wollte. Auch wenn er es niemals zugegeben hätte, tat es ihm gut, mit Romina die Stadt zu erkunden und ein wenig mit ihr abzuhängen. Es schien, als hätte Easton diesen kleinen Schubser gebraucht, um wieder etwas mehr am Leben außerhalb seiner vier Wände teilzunehmen. Es wurde noch deutlich besser, als er seine Ausbildung beendet hatte und sich seinen Wunsch erfüllte, indem er sich einen Hund zulegte. Joe war zwar nicht begeistert, dass in seinem Haus nun ein Hund sein Unwesen trieb, doch er schloss Oggy auch in kurzer Zeit ins Herz. Denn man konnte erkennen, wie gut Oggy seinem Herrchen tat. Während Asher schon längst ausgezogen war, schien sich Easton nicht dazu durchringen zu können, wegzuziehen. Mittlerweile kam er auch mit den Nachbarn teilweise ins Gespräch und konnte von sich behaupten, dass er sich richtig eingelebt hatte. Er hatte hier ein Zuhause, in dem er sich wohl fühlte und das zu verlassen? So konnte er sich zumindest noch etwas Geld sparen und Joe schien es auch nicht allzu sehr zu stören, dass Easton nach wie vor unter seinem Dach lebte. Easton war ohnehin froh, dass Joe ein Auge auf Oggy hatte, wenn er abends unterwegs war. Denn als man vor knapp zwei Jahren schließlich einen Techniker suchte, der die Tontechnik für eine Band übernahm, hatte er nicht lange überlegt und sich den Job erkämpft. Damit verdiente er zwar nicht viel, aber er mochte die Band und konnte von sich behaupten, dass sie auf einem guten Weg waren, dass Easton in ihnen mehr als nur Kollegen sah. Irgendwann könnte er sie vielleicht als Freunde bezeichnen, aber dieses Wort nahm er äußerst ungern in den Mund. Während er also die Band bei deren Gigs unterstützte, hatte er noch eine Festanstellung beim örtlichen Theater und kümmerte sich dort um die Tontechnik.
Social Media hatte er bis vor kurzem gemieden, doch da er sehr Technikaffin war und das gerne teilen wollte, schien er über seinen Schatten zu springen. Er machte sich einen neuen Account, jedoch schien er der Versuchung nicht widerstehen zu können, die Menschen aus San José zu stalken. Somit sah er sich deren Profil an und musste kurzerhand feststellen, dass Jasper - sein Erzfeind - anscheinend selbst dem männlichen Geschlecht nicht abgeneigt war. Denn wie es schien, war Jasper nun ausgerechnet mit Elijah zusammen. Wie zur Hölle konnte das passieren? Es traf Easton mehr, als es sollte. Denn eigentlich hatte er diese Menschen hinter sich gelassen, doch bei dem Anblick eines Bildes, auf dem die beiden ihm entgegen lächelten, drehte sich sein Magen um. Es stellte sich die Frage, ob auch Elijah möglicherweise damals in die Sache involviert gewesen war. Ein erneuter Schlag, den Easton verkraften musste. Da schien es ihm gerade recht zu sein, dass Mina das Weite suchen wollte. Easton konnte eine kleine Reise gut gebrauchen, um den Geistern der Vergangenheit wieder entkommen zu können.
Die Army hatte Lincoln verändert, denn davor war er liebenswert und hatte Josefine praktisch auf Händen getragen. Die Kriegsgebiete hatten ihn jedoch verändert und Josefine erkannte ihren Mann kaum wieder, der tagtäglich mit seinen Dämonen zu kämpfen schien. Er trug enorm viel Frust mit sich herum, den er an den Kindern ausließ, die am wenigsten dafür konnten. Immer wieder schien er die Kontrolle zu verlieren und schrie das ganze Haus zusammen, was selbst Josefine nicht auf ewig dulden konnte. Sie versuchte, ihn dazu zu bringen, dass er sich Hilfe holte und somit wieder zu dem Mann wurde, der er einst war. Davon wollte Lincoln jedoch nichts hören, stattdessen ließ er alle spüren, wie frustriert er war.
Easton war gerade einmal sieben Jahre alt, als er seine Mutter sah, die sich weinend am Küchentisch festhielt und immer wieder Gott anflehte, dass alles gut werden würde. Erst eine Stunde später wurde er von seinem Onkel Joe zur Seite genommen. Dieser ging vor ihm in die Hocke und legte die Hände auf die kleinen Schultern von East und erklärte ihm mit ruhiger Stimme, dass Lincoln im Krankenhaus lag. Sein Onkel strahlte in sämtlichen Situation so viel Ruhe aus, dass auch Easton und sein Bruder Asher ruhig blieben. Es war seltsam zu wissen, dass Joe und Lincoln Brüder waren. Zwar lagen zwischen den beiden einige Jahre, doch während Joe ein freundlicher und sehr herzlicher Mensch war, schien Lincoln das genaue Gegenteil von dem darzustellen. Die beiden Jungs hatten Lincoln schließlich nie vor dessen Werdegang bei der Army gekannt. Denn ansonsten wäre ihnen wohl aufgefallen, dass ihr Vater früher ein anderer Mensch gewesen ist. Es war sogar so, dass East gar nicht wirklich nachvollziehen konnte, wieso seine Mutter so am Boden zerstört war. Da er sich selbst insgeheim freuen würde, wenn sein Dad für eine Weile nicht nach Hause kommen würde. Denn das war meist die friedlichste Zeit von allen, auch wenn Lincoln nun nicht ständig um sich schlug oder sonstiges. Aber die Atmosphäre war deutlich angespannter, wenn er Zuhause war, weil jeder es ihm recht machen wollte, damit man ihn nicht verärgerte. Easton verstand jedoch den Ernst der Lage nicht. Ihm wurden auch Details vorenthalten, die wohl aufschlussreich gewesen wären. Aber die Erwachsenen schienen immer in erster Linie die Jüngeren schützen zu wollen, egal ob es nötig war oder nicht. So erfuhr Easton auch erst Jahre später, dass sein Vater einen Autounfall gebaut hatte. Er wollte wohl jemandem ausweichen, der auf die Straße gelaufen ist, und Lincoln hatte ihn zu spät gesehen, weshalb er das Lenkrad herumgerissen hatte. Dabei fuhr er jedoch geradewegs in einen Betonpfeiler und der Wagen hinter ihm fuhr ihm direkt noch hinten rein.
Lincoln befand sich in einem kritischen Zustand und die Ärzte taten alles, um sein Leben zu retten. Während Josefine komplett neben sich stand und im Krankenhaus ausharrte, blieb Onkel Joe bei den beiden Jungs und versuchte, sie abzulenken. Er erzählte ihnen Geschichten aus seiner Kindheit, in der er mit Lincoln oft über die Strenge geschlagen hatte. Easton liebte diese Art von Geschichten, auch wenn er nie wirklich ganz glauben konnte, dass es sich bei dem Lincoln aus den Geschichten von Joe wirklich um East’s Vater handelte. Denn laut diesen Geschichten war Lincoln humorvoll und schien eine Schwäche für Streiche gehabt zu haben. Alles Dinge, die Easton niemals über seinen eigenen Vater sagen würde. Denn für ihn war sein Dad ein Mann, der den ganzen Tag seinen Frust loszuwerden versuchte. Der seine Kinder zu starken Männern erziehen wollte, die keinerlei Gefühl zeigen durften. Lincoln erklärte schließlich selbst, dass er wollte, dass seine Söhne ihn eines Tages stolz machen, indem sie in seine Fußstapfen traten und dem Land dienten. Easton sah seinen Bruder Asher schon deutlich mehr in dieser Rolle als sich selbst. Denn Ash war deutlich mehr am Beruf seines Vaters interessiert, als sein jüngerer Bruder. Easton war ein kreatives Kind und er hatte früh eine Schwäche für Musik entwickelt. Stundenlang saß er vor seinem CD-Player und lauschte den Tönen, die teilweise eine beruhigende Wirkung auf ihn hatten. Er mochte es, wie Musik Gefühl transportieren konnte und man davon teils sogar Gänsehaut bekam.
Es dauerte drei Tage, bis Lincoln seinen Verletzungen schließlich erlag und Josefine auf einen Schlag mit zwei Kindern alleine war. Lincoln hatte ihr zwar fürs Erste genug Geld hinterlassen, doch sie selbst war Hausfrau und schien bereits in Panik zu verfallen, wenn sie nur daran dachte, bald in die Arbeitswelt zurückkehren zu müssen. Sie litt enorm unter dem Tod ihres Mannes und schien gar keine Kraft zu haben, sich großartig um Asher und Easton zu kümmern. Ash war zumindest schon 11 Jahre alt, als Lincoln starb und nahm sich seinen jüngeren Bruder an, der gerade einmal sieben Jahre alt war. Josefine versuchte sich zwar morgens aus dem Bett zu quälen, doch ihr verquollenes Gesicht sprach Bände. Sie schien nicht über den Tod ihres Mannes hinwegzukommen und das zog sich schließlich über Jahre hinweg. Als sie eines Tages Easton erwischte, wie er gerade Joe anrief und diesen um Hilfe bat, riss Josefine ihm den Hörer aus der Hand und versicherte ihrem Schwager, dass alles in Ordnung sei und er sich keine Sorgen machen müsse. ‘Easton ist nur zurzeit in einer schwierigen Phase’, hieß es lediglich. Es war nicht überraschend, denn außer Asher schien niemand wirklich ein Auge auf Easton zu haben. Dadurch testete er die Grenzen bereits in jungen Jahren aus. Er war noch nicht einmal zehn Jahre alt, als er bereits absichtlich den Schulbus verpasste und lieber Mutterseelen allein durch die Stadt wanderte. Es dauerte seine Zeit, bis seine Mutter schließlich dahinter kam, nachdem die Schule sie kontaktierte. Easton würde diese Szene wohl niemals vergessen, in der seine Mutter vor ihm in Tränen ausbrach und so verzweifelt schien, dass es Easton einen Schauer über den Rücken jagte. Das schlechte Gewissen, weil er seine Mum zum Weinen gebracht hatte, schien zu genügen, damit er sich wieder täglich in der Schule blicken ließ. Dennoch erkannte man anhand seiner Noten, dass ihm Zuhause niemand zur Seite stand und ihn dabei unterstützte. Denn seine Lernschwäche machte sich nun doch langsam deutlich bemerkbar.
Seine Mum schien sich diesem Problem nicht annehmen zu wollen, denn sie war wohl grundsätzlich ohnehin die meiste Zeit mit sich selbst beschäftigt. Sie war labil und versuchte ihren Schmerz mit zahlreichen Medikamenten zu betäuben, was dazu führte, dass sie praktisch den ganzen Tag im Bett verbrachte und schlief. Wenn sich jedoch Joe für einen Besuch ankündigte, schien Josefine wie ausgewechselt und hatte das Bedürfnis zu zeigen, wie gut sie zurechtkam und plötzlich schienen auch ihre Söhne wieder der Mittelpunkt in ihrem Leben zu sein. Sobald Joe jedoch die Tür hinter sich schloss, war alles beim Alten und Josefine machte den beiden Jungs klar, dass sie sie heute nicht mehr stören sollten. Somit waren die Brüder mehrheitlich auf sich alleine gestellt. Eastons Bruder half ihm bei den Hausaufgaben und versuchte ihm so gut es ging unter die Arme zu greifen. Er bewunderte seinen älteren Bruder dafür, da dieser keinerlei Probleme damit zu haben schien, alles unter einen Hut zu bekommen.
Für Easton war wohl sein Freundeskreis seine Rettung. Denn er konnte dadurch oftmals den Problemen entkommen und übernachtete hin und wieder bei ihnen. Denn als er in die Pubertät kam, schien er langsam aber sicher immer mehr Grenzen zu überschreiten, indem er plötzlich mit einem Tütchen Gras erwischt wurde. Während sein Bruder Asher ein unbeschriebenes Blatt war, schien Easton manchmal das Pech regelrecht anzuziehen. Dadurch hatte er das Pech, dass er unter anderem auch von dem Revier abgeholt werden musste. Es wirkte fast so, als wäre es ein stummer Schrei nach Aufmerksamkeit, denn zumindest schien in solchen Fällen seine Mum aus dem Bett zu kommen und ihn abzuholen. Da nahm er es auch in Kauf, von ihr die Leviten gelesen zu bekommen. Denn immerhin konnte er sie so dazu bringen, wieder am Leben teilzunehmen. Doch sein Wunsch blieb aus und es änderte sich nichts. Er hatte die Hoffnung gehabt, dass sie sich dann wieder etwas mehr um ihre Jungs bemühte, doch nichts war der Fall. So bekam sie auch nicht mit, wie Easton in der Pubertät vollkommen verwirrt von seinen Gefühlen war. Denn nicht nur, dass er seine ersten Erfahrungen mit Frauen sammelte, es schien ihn auch gewissermaßen nervös zu machen, wenn er den anderen Jungs dabei zusah, wie sie sich nach dem Sportunterricht unter die Dusche stellten. Lediglich seiner besten Freundin Sarah schien er sich anvertrauen zu können und teilte ihr seine Beobachtungen mit. Sarah, die seit der Grundschule immer und überall erzählte, dass sie eines Tages Easton heiraten wollte, schien es damit die Sprache verschlagen zu haben. East war bis dato nicht klar gewesen, dass Sarah nach wie vor an diesem lächerlichen Schwur festhielt, den sie damals mit sieben Jahren ins Leben gerufen hatten.
So hatte er es nicht kommen sehen, wie sie sich ausgerechnet mit Jasper verbündete und etwas gemeinsam planten, damit sie Easton erniedrigen konnten. Jasper war schon immer sein größter Feind gewesen. Ein Typ, der alles um sich herum schlecht machen musste, damit er dafür groß und stark wirkte. Jasper hatte schon seit Anbeginn der Schulzeit in null komma nichts die Schule erobert. Die Schüler, die mit Jasper befreundet waren, hatten nichts zu befürchten, während alle anderen potentielle Opfer werden konnten. Easton geriet schon mehrmals mit Jasper aneinander, weil er es nicht lassen konnte, über die Familie Bradshaw herzuziehen, die nicht sonderlich viel Geld besaß. Das Ersparte von Lincoln neigte sich dem Ende zu. Das meiste floss in die Behandlung von Easton’s Mutter, während der Rest für alltägliche Dinge wie Essen und Schulmaterial drauf ging. Daher ging Easton mit seinen Sachen sehr behutsam um und versuchte so lange wie möglich damit auszukommen. Er behütete sein Handy wie einen Schatz, denn Joe hatte ihm und Asher schließlich Handys besorgt, damit sie sich jederzeit erreichen konnten.
Durch das neue Handy, schien sich Easton vermehrt damit zu beschäftigen und setzte sich mit Social Media auseinander.
Easton bekam eine DM von jemandem, der ebenfalls musikbegeistert war und noch dazu schien er mit Easton auf einer Wellenlänge zu sein. Sie unterhielten sich über angesagte Bands, über sämtlich andere Dinge und Easton bemerkte, wie er jedes Mal zu grinsen begann, sobald er eine Nachricht auf seinem Display angezeigt bekam. Dass es sich dabei um Jasper und Sarah handelte, die sich einen Spaß erlaubten, ahnte Easton damals nicht. Sie gaben sich zusammen als Elijah aus. Ein Junge, der eine Klasse über ihnen war und den Easton schon immer etwas angehimmelt hatte. Für ihn hatte es gewissermaßen etwas Geheimnisvolles, dass sie sich über Instagram schrieben, während sie sich in der Schule aus dem Weg gingen. Hätte er Elijah damals darauf angesprochen, hätte er wohl bemerkt, dass er keine Ahnung von diesen Nachrichten hatte und er nicht derjenige war, mit dem er seit Wochen Nachrichten ausgetauscht hatte. Erst als er über die DM’s seine Gefühle mitteilte und um ein Treffen bat, musste er am nächsten Morgen erkennen, dass all das eine Lüge war. Denn Jasper und Sarah hatten sich den Spaß gemacht und die Chatverläufe ausgedruckt. Sie hingen überall in der Schule verteilt und plötzlich wusste jeder darüber Bescheid, dass Easton auch auf Jungs stand - genauer gesagt auf Elijah. Dieser fiel aus allen Wolken, während Easton hektisch versuchte, die Flugblätter einzusammeln. Es war jedoch zu spät, es war Gesprächsthema Nummer eins und Easton konnte nur dabei zusehen, wie er von allen Seiten belächelt oder ausgelacht wurde. Man hatte per se nichts gegen seine Sexualität, man machte sich viel mehr darüber lustig, dass Easton wirklich gedacht hatte, dass er bei Elijah landen könnte. Man machte sich über die Rechtschreibfehler lustig und betonte die Fehler regelrecht und plötzlich schienen sich sämtliche Schüler darauf eingeschossen zu haben. Für Easton war das der Moment, an dem er der Schule am liebsten für immer den Rücken gekehrt hätte. Denn nicht nur, dass er der Witz der Schule war, man hatte seine Reaktion auch noch mit Fotos eingefangen und daraus ein Meme gebastelt. Dieses kursierte kurze Zeit darauf im Netz und war das neue Lieblings-Meme der Schule. Für Easton war das ein Weltuntergang und Asher konnte noch so sehr auf seinen Bruder einreden, für Easton war klar, dass er nie wieder einen Fuß in diese Schule setzen würde. Die Schulleitung war, wie es oft der Fall war, komplett mit der Situation überfordert und die meisten wollten wohl lieber wegsehen, als irgendwas dagegen zu unternehmen. Denn sie waren ohnehin schon unbeliebt bei den Schülern und wollten sich daher lieber aus allem raushalten.
Es war Joe, welcher Wind davon bekam und sich dafür einsetzte, dass Easton auf eine andere Schule wechseln konnte. Das war jedoch auch der Moment, in dem Joe erkannte, wie es um die Stabilität seiner Schwägerin bestimmt war.
Easton war gerade achtzehn geworden, als Joe dafür sorgte, dass Josefine in eine Klinik eingewiesen wurde. Joe regelte sämtliche Dinge im Hintergrund und plötzlich hieß es, dass ein Umzug nach Monterey anstand. Während Easton einfach nur froh darüber war, dass er all diese Menschen nicht mehr sehen musste, schien Asher nun derjenige zu sein, der etwas rebellierte. Denn im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder, hatte Asher sich dort sein Leben aufgebaut. Joe duldete jedoch keine Widerrede und schaffte ihre Sachen in einen Anhänger, ehe sie sich später bereits im Auto wiederfanden. Auch wenn Joe nie schlecht über Josefine reden würde, merkte man ihm deutlich an, dass es ihn mitnahm, weil er nicht wusste, wie es um deren Gesundheit bestimmt war. Seine Neffen waren ihm enorm wichtig und er schien es als seine Pflicht zu sehen, sich fortan um die beiden zu kümmern, während sich Josefine die Hilfe holte, die sie brauchte. Easton schrieb sich direkt am College in Monterey ein, während Asher sich mit seinen Zukunftsplänen befasste. Er wusste schon früh, wohin er wollte und was sein Ziel war. Daher überraschte es wohl niemanden, als er schon früh erklärte, dass er Polizist werden wollte. Da merkte man doch, dass die Erziehung von Lincoln seine Spuren hinterlassen hatte. Easton hatte nicht vor, irgendwann in seinem Leben eine Waffe in die Hand zu nehmen. Er schien sich viel eher für die Arbeit seines Onkels zu interessieren.
Auch Joe hatte nicht sonderlich viel Geld und war wohl nicht unbedingt darauf vorbereitet gewesen, das College für Easton zu bezahlen. Dennoch schaffte er es und hatte zumindest das Glück, dass sie in einem kleinen Haus lebten, welches Joe’s Eltern ihm damals vermacht hatten. Sie wohnten in einer ruhigen Gegend, die zu Easton’s Onkel passte. Denn dieser war die Ruhe selbst und East hätte noch nie mitbekommen, wie Joe laut wurde. Das komplette Gegenteil zu Lincoln, jedoch schien East genau das, gut zu tun. Er begleitete seinen Onkel zwischendurch zu seiner Arbeit und war sehr wissbegierig. East wollte mehr über dessen Beruf erfahren und stellte nach kurzer Zeit fest, dass er genau das machen wollte. Daher entschied er sich dazu, alles in die Wege zu leiten, damit er stolz von sich behaupten konnte, dass er etwas aus sich gemacht hatte. Denn während sein Bruder immer wusste, wo er sich in zehn Jahren sehen wollte, schien Easton immer sehr unentschlossen zu sein.
Easton tat sich jedoch schwer, auf neue Menschen zuzugehen oder ihnen auch nur ansatzweise zu vertrauen. So wie er von Sarah hintergangen worden war, war das nicht überraschend und es hatte eine tiefe Wunde hinterlassen. Somit war er die meiste Zeit Zuhause anzutreffen, während sein älterer Bruder mit seinem neuen Freundeskreis um die Häuser zog. East hatte kein Bedürfnis irgendwelche Partys zu besuchen oder großartig unter Menschen zu kommen. Er besuchte jedoch liebend gern Konzerte und Joe hatte ihm schließlich ermöglicht, sich noch mehr mit Musik zu beschäftigen und hatte Easton zum neunzehnten Geburtstag eine Gitarre geschenkt. Darauf klimperte er immer wieder herum, jedoch war er weit davon entfernt, ein guter Gitarrist zu sein. Es war eher eine Methode um etwas Ruhe zu finden, denn er fand es doch auf eine Art und Weise entspannend, sobald er an den Gitarrensaiten zupfte.
Easton war gerade mitten in seiner Ausbildung, als sein Onkel den Job bei einem Radiosender bekam. Man hatte schon einiges versucht, um Easton etwas mehr dazu zu bewegen, sich wieder einen Freundeskreis aufzubauen. Sein Onkel schien es keine Ruhe zu lassen und machte sich Sorgen, weshalb er auch nicht davor zurückschreckte, jemanden darum zu beten, Easton etwas aus der Reserve zu locken. Daher schien Joe kurzerhand Romina auf Easton anzusetzen, die Easton die schönen Seiten von Kalifornien zeigen sollte. Denn seit er hier lebte, kam er noch nicht wirklich großartig dazu, die Stadt zu erkunden. Zwischendurch war er zwar am Strand, um sich abzukühlen. Zwischendurch besuchte er seinen Onkel beim Sender, aber das hielt sich auch eher in Grenzen, weil er dort niemanden stören wollte. Auch wenn er es niemals zugegeben hätte, tat es ihm gut, mit Romina die Stadt zu erkunden und ein wenig mit ihr abzuhängen. Es schien, als hätte Easton diesen kleinen Schubser gebraucht, um wieder etwas mehr am Leben außerhalb seiner vier Wände teilzunehmen. Es wurde noch deutlich besser, als er seine Ausbildung beendet hatte und sich seinen Wunsch erfüllte, indem er sich einen Hund zulegte. Joe war zwar nicht begeistert, dass in seinem Haus nun ein Hund sein Unwesen trieb, doch er schloss Oggy auch in kurzer Zeit ins Herz. Denn man konnte erkennen, wie gut Oggy seinem Herrchen tat. Während Asher schon längst ausgezogen war, schien sich Easton nicht dazu durchringen zu können, wegzuziehen. Mittlerweile kam er auch mit den Nachbarn teilweise ins Gespräch und konnte von sich behaupten, dass er sich richtig eingelebt hatte. Er hatte hier ein Zuhause, in dem er sich wohl fühlte und das zu verlassen? So konnte er sich zumindest noch etwas Geld sparen und Joe schien es auch nicht allzu sehr zu stören, dass Easton nach wie vor unter seinem Dach lebte. Easton war ohnehin froh, dass Joe ein Auge auf Oggy hatte, wenn er abends unterwegs war. Denn als man vor knapp zwei Jahren schließlich einen Techniker suchte, der die Tontechnik für eine Band übernahm, hatte er nicht lange überlegt und sich den Job erkämpft. Damit verdiente er zwar nicht viel, aber er mochte die Band und konnte von sich behaupten, dass sie auf einem guten Weg waren, dass Easton in ihnen mehr als nur Kollegen sah. Irgendwann könnte er sie vielleicht als Freunde bezeichnen, aber dieses Wort nahm er äußerst ungern in den Mund. Während er also die Band bei deren Gigs unterstützte, hatte er noch eine Festanstellung beim örtlichen Theater und kümmerte sich dort um die Tontechnik.
Social Media hatte er bis vor kurzem gemieden, doch da er sehr Technikaffin war und das gerne teilen wollte, schien er über seinen Schatten zu springen. Er machte sich einen neuen Account, jedoch schien er der Versuchung nicht widerstehen zu können, die Menschen aus San José zu stalken. Somit sah er sich deren Profil an und musste kurzerhand feststellen, dass Jasper - sein Erzfeind - anscheinend selbst dem männlichen Geschlecht nicht abgeneigt war. Denn wie es schien, war Jasper nun ausgerechnet mit Elijah zusammen. Wie zur Hölle konnte das passieren? Es traf Easton mehr, als es sollte. Denn eigentlich hatte er diese Menschen hinter sich gelassen, doch bei dem Anblick eines Bildes, auf dem die beiden ihm entgegen lächelten, drehte sich sein Magen um. Es stellte sich die Frage, ob auch Elijah möglicherweise damals in die Sache involviert gewesen war. Ein erneuter Schlag, den Easton verkraften musste. Da schien es ihm gerade recht zu sein, dass Mina das Weite suchen wollte. Easton konnte eine kleine Reise gut gebrauchen, um den Geistern der Vergangenheit wieder entkommen zu können.
this is me.
Faceclaim: Maxence Danet-Fauvel
Name: Easton Bradshaw
Alter: 25 Jahre alt
Beruf: Tontechniker
Wohnort: Monterey
Krimineller Hintergrund: Nein
Schreibstil: [ ] 1. Person [x] 3. Person
Präferenz: [x] Szenentrennung [ ] Ortstrennung [x] Nebenplay [x] Chat [x] Gästebuch
Stil: [x] Romanstil [ ] Sternchenstil
Name: Easton Bradshaw
Alter: 25 Jahre alt
Beruf: Tontechniker
Wohnort: Monterey
Krimineller Hintergrund: Nein
Schreibstil: [ ] 1. Person [x] 3. Person
Präferenz: [x] Szenentrennung [ ] Ortstrennung [x] Nebenplay [x] Chat [x] Gästebuch
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